respect!
Ein medienpädagogisches Projekt mit jungen Menschen über gegenseitige Wertschätzung und Toleranz
Jede und jeder erlebt Ungerechtigkeiten. Wo jemand unfair behandelt und wo man sich nicht mit seinen Eigenarten und Besonderheiten geachtet fühlt. Wo gehänselt, beleidigt und ausgegrenzt wird und andere Menschen schlechtgemacht werden. Das gilt besonders bei Menschen mit Handicap, Ungewöhnlichkeiten oder Auffälligkeiten. Menschen, die von der Norm abweichen. Menschen mit wunden Punkten. Eine besondere Dimension erlangen diese Verletzungen, wenn sie in Sozialen Medien verbreitet werden.
Die Teilnehmenden
Drei Workshop-Einheiten fanden dazu Ende September 2023 im ICP München statt. Das Angebot war als freiwilliges Angebot in der Einrichtung ausgeschrieben. 8 Personen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren haben sich angemeldet, wovon 7 – eine junge Frau und 6 junge Männer – tatsächlich kamen. Zwei Personen waren auf den Rollstuhl angewiesen.
Geleitet wurden die Workshops von den freiberuflichen Dozenten Wolfgang Posch (Dipl. Sozialpädagoge) und Thomas Ebert (Mediengestalter und Medienpädagoge), die in der Arbeit mit der Zielgruppe große Erfahrung mitbringen.
Workshop-Einheit 1: Wie kommunizieren wir eigentlich?
Ausgangspunkt waren verschiedene Formen der Kommunikation, die zunächst nicht mit Worten erklärt, sondern über verschiedene Arten der Kommunikation „erspielt“ wurden. Die erste Workshop-Einheit begann mit einer nonverbalen Erfahrung. Unter Zuhilfenahme von theaterpädagogischen Methoden erfolgte die Vorstellung und Würdigung jeder einzelnen anwesenden Person und im Zuge dessen eine Atmosphäre der Wertschätzung und des gegenseitigen Vertrauens. Wie drücken sich Emotionen aus? Wie reagieren wir darauf? Wie nehmen wir Rücksicht? In Bewegungs- und in Rollenspielen wurde sich diesen Fragen genähert.
Danach wurde besprochen, was Respektlosigkeit bedeutet. Im Gespräch wurden Schlüsselbegriffe gesammelt, die in diesem Zusammenhang aus der Gruppe kamen: Aufmerksamkeit zum Beispiel, Achtsamkeit und Respekt. Eine kleine spontane Gegebenheit während des Workshops gab der Gruppe Anlass für Reflexion: Der Dozent kehrte während des Gesprächs der Gruppe den Rücken zu, um das Fenster zu schließen, damit diese Geräusche von Draußen nicht stören. Daraufhin unterbrach der Teilnehmer, der gerade sprach, seinen Redebeitrag und wartete, bis der Dozent wieder an seinem Platz war. Zwei Erfahrungen wurde hier bewusst: Dass nämlich beide sich respektvoll verhalten haben: Der Dozent, der rücksichtsvoll das Fenster schloss, und der Teilnehmer, der wartet, bis alle wieder aufmerksam das Gespräch verfolgen konnten.
Wie kommunizieren wir?
Workshop-Einheit 2: Erfahrungsaustausch und Wertereflexion
In der zweiten Workshop-Einheit gab es Raum und Zeit, um persönliche Erfahrungen mit Mobbing auszutauschen.
„Respekt ist, wenn man jemanden akzeptiert, so wie er ist.“
Ausgehend von der eigenen Erfahrungswelt eine gemeinsame Wertereflexion statt, um schließlich zu der Frage zu kommen: Wie kann es gelingen, herabwürdigende Situationen zu deeskalieren und eine selbstbewusste (Gegen)Position zu beziehen? Wo hat man selber Ausgrenzung und Respektlosigkeit erlebt, wo hat man vielleicht selber jemanden ungerecht behandelt. Was waren Beweggründe? Wie hat man die Situation empfunden, wie hat man sie bewältigt. Uns vor allem: Wie kann man sich dagegen wehren, wie Hilfe suchen bzw. anderen helfen?
Die Gruppe war sehr reflektiert. Jede Person hatte bereits ihre Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Daher hat die Gruppe schnell die wesentlichen Punkte herausgearbeitet: Es geht um das Setzen von Grenzen und um das Achten von Grenzen. Die Ergebnisse wurden auf einer Flipchart festgehalten.
Probe einer Szene.
Workshop-Einheit 3: Medienpädagogischer Teil mit der Kamera
Der medienpädagogische Teil begann mit kleinen Rollenübungen. Es stellte sich heraus, dass an diesem Tag nicht alle den Mut aufbrachten, als Schauspielerin oder Schauspieler zu agieren. Ein „Nein“ zu akzeptieren, sei jedoch gelebter Respekt. So einigte man sich, dass jede Person jederzeit entscheiden darf, ob, wie und wann sie vor oder hinter der Kamera agieren möchte. Es wurden die Grundbegriffe geklärt und in die Handhabung von SLR-Kameras, Gimbel und Lichttechnik eingeführt. Anschließend konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Zweiergruppen durch kleine gegenseitige Interviewübungen vorhandene Berührungsängste vor der Kamera abbauen und Erfahrungen mit den Geräten sammeln.
„An alle Hater da draußen – lernt auch Respekt!“
In Anknüpfung an die zuvor gemachten Gedanken, verständigten sich die Teilnehmenden, die Kernbotschaft des Grenzen-Setzens in den Fokus zu stellen. Unter Anleitung eines Medienpädagogen wurde erarbeitet, worauf es bei einem Social-Media-Videoclip ankommt: Pointiert, kurz und plakativ. Als Schlüsselbegriffe, die in dem Clip die Botschaft für Respekt und gegen Übergriffigkeit und Mobbing setzen sollten, kristallisierten sich die Worte „Stop“ und „Nein“ heraus. In unterschiedlichen Konstellationen wurde folgende Situation durchgespielt: Jemand nähert sich einer Person. Die Situation baut sich aggressiv auf, bis die bedrängte Person in Gestik und mit deutlicher Sprache signalisiert: Bis hierhin und nicht weiter. Stop!
Frames aus dem Social Media Clip
Video-Dokumentation
Parallel entstand ein Making Of, das die Atmosphäre, den Ablauf und die Kernaussagen dokumentiert und die Beiträge der Teilnehmenden würdigt. Interviews und Statements mit den Projektbeteiligten lösen den Hinführungs- und Entstehungsprozess der für die (fiktive) Social Media-Kampagne entwickelte Szene anschaulich auf.
Hinweis: Aufgrund der Tatsache, dass nur für einen kleinen Teil der Gruppe Foto- und Videofreigaben (insbesondere für die Verwendung im Internet) vorliegen, müssen wir respektieren, dass eine Veröffentlichung im Internet leider nicht möglich ist.
Kontakt:
Marc Haug
Münchner Umwelt-Zentrum e.V.
Ökologisches Bildungszentrum München (ÖBZ)
marc.haug@oebz.de