naturindianerkids-Plätzecheck
Die naturindianerkids erkunden mit Kamera und Mikrofon ihr Stadtviertel und entdecken erste Veränderungen.
Draußen spielen, mit Naturmaterialien bauen, gemeinsam die Tiere beobachten und die Umwelt schützen, dass ist für die „naturindianerkids“ selbstverständlich. Sie verbringen viel Zeit in der Natur. Nur für ihre Hausaufgaben und zum Essen nutzen sie einem Raum an der Schule in der Hochstraße. Da sie ihren Platz (Bauwagen und Tipi mit viel Bäumen) bald für den Neubau einer Schule räumen müssen – erkunden sie ihre Umgebung und suchen nach neuen Plätzen, an denen sie ihre freie Zeit verbringen können. Wo gibt es diese Plätze sonst noch in Haidhausen? Ausgerüstet mit Fotoapparat, Videokamera und IPAD gingen die naturindianerkids auf Platzsuche und überprüften die verschiedenen Orte auf ihre Tauglichkeit als „Naturindianerplatz“. Sie entdeckten aber auch die Veränderungen in ihrem Stadtviertel und äußerten ihre Befürchtungen, dass geeignete Plätze zum Spielen immer weniger werden und Bäume nicht gefällt werden dürfen. Auch die Sorge um den eigenen Platz wurde zunehmend thematisiert. Für ihre Fragen und um auch auf sich aufmerksam zu machen, besuchten die naturindianerkids den Bezirksausschuss ihres Stadtviertels. Alle Filme und Fotos sind auf der Website www.naturindianer.wix.com/plaetzecheck zusammengetragen. Partizipation mit medialer Unterstützung war das Ziel dieses Projekts.
Partizipation ist nicht planbar
Anlass des Medienprojekts „naturindianer-Plätzemap“ war und ist die Veränderung des Stadtviertels rund um den Hortplatz der naturindianerkids in Haidhausen. Zum Zeitpunkt des Projektantrags stand fest, dass genau an ihrem Platz im Januar 2016 die Rückbauarbeiten für den großen Schulbau beginnen sollten. Die Kinder waren darauf vorbereitet, dass sie im Gelände der Hochstraße auf einen neuen Platz umziehen. Doch der Umzug wurde vertagt. Es entstanden auch keine großen Bauarbeiten rund um den Hort. Den Veränderungsprozess nun medial zu begleiten und mit den Kindern darüber zu reflektieren, wie sie ihre Interessen vertreten können, war deshalb etwas schwierig, denn für sie war die Veränderung noch nicht sichtbar. Partizipation ist nicht wirklich planbar, wie hier deutlich wurde. Erst gegen Ende des Projekts konnten wir die Bauarbeiten direkt neben dem Kegelhof Spielplatz thematisieren und die Kinder mit politisch Verantwortlichen im Stadtviertel sprechen.
Medienarbeit mit zeitlichen Limits
Die mediale Dokumentation und Beschreibung der einzelnen Plätze in ihrer unmittelbaren Umgebung stand zunächst im Vordergrund. 25 Kinder besuchen den Hort und haben nach Schule und Hausaufgaben erst einmal das Bedürfnis sich frei zu bewegen und miteinander zu spielen. Medien auszuprobieren hat die Kinder trotzdem fasziniert. Es war aber wichtig, immer gleich loszulegen, zu fotografieren, zu filmen oder Bildergeschichten am Tablet zu gestalten. Anfangs beteiligten sich fast alle Kinder und zeigten großes Interesse an der Medienarbeit. Doch für eine gerechte medienpädagogische Betreuung war die gesamte Gruppe zu groß. Es bildete sich schließlich eine feste Gruppe von 10 Kindern im Alter von 7-10 Jahren, die an 15 Freitagnachmittag von Oktober bis März an dem Projekt teilnahmen.
Medienarbeit in der Natur – eine mobile Herausforderung
Die Aufgabenverteilung wurde unter den Kindern geregelt, wer die Technik übernimmt, wer Reporter sein möchte, wer fotografiert und wer mit den Tablet arbeitet. Jeder hatte seinen Job. Die Kinder entdeckten viele neue Fähigkeiten und es war sehr spannend zu beobachten, wie schnell sie sich die Technik aneigneten, wie aufmerksam sie die Natur und ihre Umgebung in Bilder einfingen oder wie frei sie vor der Kamera Geschichten erzählten. Das Thema Persönlichkeitsrechte wurde immer wieder thematisiert, denn allen war klar, dass die Ergebnisse am Ende im Netz stehen werden.
Wer nicht auf den Bildern sein wollte, der durfte auch nicht aufgenommen werden. So suchten wir nach Möglichkeiten Geschichten zu erzählen, ohne dass eine Person im Bild zu sehen ist. Das funktioniert mit der IPAD App „MyTalking Avatar“ ganz gut, denn mit dieser App kann man einen Avatar erstellen, der die Reporterrolle übernimmt. Mit der App „ShadowPuppet“ wiederum konnten die Kinder ihre Bilder als Art Diashow zusammengefügen und gleichzeitig vertonen. Und mit der App „BookCreator“ (IPAD und Android Tablet) konnten sie sehr selbständig eine Art ebook erstellen.
Die Materialfülle auf einer Website zusammenbringen
Im Laufe des Projekts sammelte sich eine Fülle an Material an. Die Zeit mit den Kindern war jedoch durch den Hortalltag sehr begrenzt, deshalb wurden die Videoaufnahmen außerhalb weiter bearbeitet, um ihnen die Ergebnis beim nächsten Termin zu präsentieren. Hier war eindeutig der Zeitrahmen zu kurz bzw das Vorhaben zu groß gefasst. Auch der Einsatz vieler Techniken (Video und Foto) führte dazu, dass unterschiedliche Formate auf verschiedenen Systemen am Ende wieder zusammengebracht werden mussten. Das ursprüngliche Ziel war eine Map zu gestalten, in der einzelne Orte medial beschrieben werden. Letztlich ist nun aufgrund der Materialfülle eine Website entstanden. Sie wurde mit dem einfach umsetzbaren Programm „wix“ erstellt und die einzelnen Videofilme über Vimeo eingebunden. Die Website mit den Kindern gemeinsam zu bauen, war ohne Internet und ohne eigenen Raum aber auch aufgrund der Zeit nicht machbar. Doch mit den Ergebnissen können die naturindianer weiterhin auf die Veränderungen im Stadtviertel aufmerksam machen und die Notwendigkeit von naturindianer Plätzen aufzeigen. Denn diese werden sicher weniger – und auch die Zukunft des Horts ist aufgrund der anstehenden Bauarbeiten inzwischen ungewiss.
www.naturindianer.wix.com/plaetzecheck