BeYourself – Kletterheld*innen: Vielfalt vertikal gedacht
Das Projekt „BeYourself – Kletterheld*innen: Vielfalt vertikal gedacht“ setzte genau da an, wo häufig ein sensibler Diskurs fehlt: Bei der sexuellen Identitätsentwicklung von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Behinderungen, Erkrankungen sowie Flucht- und Migrationshintergrund. Während Jugendliche mit Behinderung und Erkrankung oft in Fragen der Sexualität übersehen werden, bringt der kulturell bedingte Zugang junger Geflüchteter zu Sexualität und individueller Freiheit zusätzliche Herausforderungen mit sich. Das Projekt bot daher eine wertvolle Möglichkeit, normabweichende Identitäten denkbar zu machen und den tabuisierten Raum der queeren Sexualentwicklung zu öffnen.


Hintergrund und Zielsetzung
Im Fokus stand ein inklusives Kletterprojekt, das neben sportlicher Betätigung auch die persönliche und sexuelle Identitätsfindung in den Vordergrund stellte.
- Inklusive Zielgruppe: Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Behinderungen, Erkrankungen sowie Geflüchtete und Menschen mit Migrationsgeschichte.
- Thematisierung von Sexualität: Oft wird die Sexualität von Jugendlichen mit Behinderung oder Erkrankung vernachlässigt, während junge Geflüchtete kulturell geprägte Sichtweisen besitzen, die sich von denen einheimischer Jugendlicher unterscheiden.
- Zielsetzung: Durch das filmische Gestalten sollten Räume eröffnet werden, in denen es möglich ist, sich selbst zu entdecken, normabweichende Identitäten anzunehmen und über sonst regulär tabuierte Themen offen zu sprechen.

Projektablauf und Methodik
- Einführungsworkshop: Im Herbst startete das Projekt mit einem praxisorientierten Workshop, in dem Grundlagen des Filmens, Schneidens und Vertonens vermittelt wurden. Dabei entstanden erste kleine Filmschnipsel zum Thema „Wer bin ich?“.
- Filmarbeit in der Praxis: Über Herbst und Winter hinweg fanden regelmäßige Treffen statt – in verschiedenen Klettergruppen und bei Jugendausfahrten – bei denen gefilmt und fotografiert wurde. Die Vielfalt der teilnehmenden Menschen, ihre persönliche Entwicklung und ihre individuelle sexuelle Zugehörigkeit standen dabei im Mittelpunkt.
- Medientage: Zwischendurch wurden Medientage abgehalten, um das entstandene Material zu sichten und inhaltlich weiterzuentwickeln.
- Abschlussworkshop: Schließlich wurden alle Beiträge in einem finalen Workshop zusammengeführt, wo das Material geschnitten und vertont wurde. Dies ermöglichte es, die verschiedenen Perspektiven und Erlebnisse zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen.


Herausforderungen und Lösungsansätze
Der kreative Prozess war nicht immer einfach:
- Umsetzung von Storyboard-Ideen: Das Einbringen und Verwirklichen der erarbeiteten Storyboard-Konzepte gestaltete sich teilweise als zäh und erforderte viel Geduld.
- Einbeziehung weniger sprechkräftiger Teilnehmer*innen: Menschen, die in ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit eingeschränkt waren, brachten zusätzliche Herausforderungen mit sich. Dennoch förderte diese Situation alternative Ausdrucksformen und stärkte den inklusiven Ansatz des Projekts.
- Didaktische und medienpädagogische Begleitung: Dank der Unterstützung durch einen engagierten Medienpädagogen konnten individuelle Hürden besser überwunden und kreative Lösungen gefunden werden.

Projekterfolge und Nutzen
Trotz der erwähnten Herausforderungen hat das Filmprojekt vielfältige positive Effekte erzielt:
- Förderung der Selbstwahrnehmung: Die Jugendlichen erhielten die Möglichkeit, sich selbst kreativ auszudrücken und ihre Identität in einem sicheren Rahmen zu erkunden.
- Öffnung für neue Diskurse: Das Projekt schuf Räume, in denen über sonst tabuisierten Themen – insbesondere im Hinblick auf queere Sexualentwicklung – offen gesprochen werden konnte.
- Stärkung der Inklusion: Die Verbindung von Klettersport und filmischer Arbeit förderte den interdisziplinären Austausch und setzte ein starkes Zeichen für Vielfalt, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt.
- Nachhaltige Wirkung: Die entstandenen Filmschnipsel und Fotografien dokumentieren nicht nur den kreativen Prozess, sondern wirken auch langfristig als Impulsgeber für eine offene Auseinandersetzung mit individuellen Lebensentwürfen.

Fazit einer Teilnehmerin
„Wir freuen uns, unseren Film zu präsentieren. Er zeigt, wie wir Mut entwickelt haben, darüber nachzu denken, was in unserer Gesellschaft oft als ungewöhnlich oder sogar tabu gilt. Wir haben gelernt, dass Anderssein nicht nur erlaubt ist, sondern auch ein großer Gewinn für uns alle. Der Film fasst unseren Weg zusammen: von den ersten Schritten beim Filmen und Klettern über das Überwinden von Hürden beim Umsetzen von Storyboard-Ideen bis hin zu unseren eigenen Gedanken über unsere individuellen Identitäten und sexuellen Zugehörigkeiten. Wir haben trotz aller Herausforderungen zusammen an dem Film gearbeitet und unsere unterschiedlichen Perspektiven eingebracht. Dieser Film ist ein Zeichen dafür, dass es wertvoll ist, anders zu sein, und dass wir alle das Recht haben, genau so zu leben, wie wir sind.
Und unseren Film sehr Ihr hier: https://vimeo.com/1065651054
