Die Münchner Waisenhaus Band – ein musikalisches Zuhause für die Kinder dieser Welt
Musik nimmt eine zentrale Position im Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen ein. Musik ist zudem Ausdruck der eigenen Identität und dient der Abgrenzung. Sie bietet aber auch die Möglichkeit zusammen zu musizieren und darüber hinaus eine Plattform für mediale Inszenierung. Die Jugendlichen im Münchener Waisenhaus, ein Großteil davon sind minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Irak, Iran, Afghanistan, Somalia usw, stehen auf Musik, leben mit Ihr und lieben sie. Allerdings ist ihr Zugriff auf Möglichkeiten, Musik zu konsumieren und erst recht, Musik zu machen, sehr eingeschränkt.
Ein Ziel des Projekts war es daher, die Teilhabe an einem derart Gewinn bringenden Musikprojekt sicher zu stellen. . Besonderen Wert wird dabei auf den Text gelegt, der in einer Textwerkstatt mit den Teilnehmern erarbeitet wird. Dabei sollen die Strophen in der jeweiligen Heimatsprache, der Refrain in Deutsch verfasst werden. In diesem besonderen Fall, also der Arbeit mit Jugendlichen „auf der Flucht“, ergab sich noch der besondere Aspekt nach der Frage „Was ist Heimat?“. Dieser Frage wurde versucht, textlich auf den Grund zu gehen.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Steigerung der Medienkompetenz der Teilnehmer in den Bereichen Neue Medien und Internet. Dieser Brückenschlag zur Partizipation in der virtuellen Welt gelang durch eine virtuelle Sound-Karte, die mit Hilfe von Bing Maps von den Teilnehmern erstellt wird. Dort sind der jeweilige Herkunftsort und der jeweilige Lielingssong (auf Youtube) jedes einzelnen Teilnehmers verlinkt , sozusagen als audiovisuelle Weltkarte der Waisenhaus-Bewohner. Somit wird nicht nur spielerisch und kreativ der Umgang mit dem Internet und die Nutzung von Tools als Form von eigenem Ausdruck gelernt, ganz nebenbei verbessern sich auch die geographischen Kenntnisse der Teilnehmer.
Link zur Karte: http://binged.it/ODj0NS
Beim ersten Treffen im Computerraum des Münchner Waisenhaus wurde das Projekt und die Zielsetzungen vorgestellt. Dann ging es gleich an die Rechner, um die musikalische Landkarte anzufertigen. Allerdings hat es sich als nicht so einfach herausgstellt, wie vorgesehen mit den landestypischen Instrumenten und Beats zu arbeiten. Zum einen waren alle bis auf einen Teilnehmer aus Somalia aus Afghanistan, zum anderen waren sich die Jungs auch ein wenig unsicher bei der Auswahl der passenden lokalen Instrumente. Kurzerhand entschlossen wir, mit den jeweiligen Lieblingssongs der Teilnehmer zu arbeiten, was zusätzliches Identifikationspotential mit dem Projekt zur Folge hatte. Die ausgewählten Lieblingssongs, alle meist im persichen HipHop oder folkloristischen Pop verortet, gaben dann auch grob die Marschrichtung fürs eigentliche Musik machen vor. Jeder Teilnehmer konnte darüber hinaus noch angeben, welches Instrument er bereits beherrscht und was er bei der Aufnahme gerne spielen würde.Der eigentliche Song entstand dann im Musikraum des Münchner Waisenhaus. Der Teilnehmer aus Somalia hatte eine tolle Basslinie parat, die dann von allen anderen auf Schlagzeug, Keyboard, Orgel, Rasseln und Handtrommeln begleitet wurden. Nach und nach bildete sich aus dem anfänglich noch recht chaotischen Durcheinander ein einheitlicher Groove, bei dem alle mitmachten.
Beim nächsten Treffen wurde die in der vorherigen Session entstandene Musik aufgenommen. Parallel dazu wurden bereits angefertigte Texte zum Thema Heimat eingesprochen oder neu verfasst. Alle Teilnehmer zeigten sich vor dem Mikro anfangs noch recht aufgeregt, doch diese Aufregung wich recht schnell großer Konzentration und Begeisterung.
Der Song „Was ist Heimat?“ variant viagra functionele training gedefinieerde wurde dann von mir noch gemischt und finalisiert.
Link zum Song: http://snd.sc/NXIdqv
Veranstalter:
Tobias Herrlingen, freier Medien- und Kulturpädagoge