„Genial digital? Entwicklung und Erforschung digitaler Kunstvermittlung im Museum“

„Genial digital? Entwicklung und Erforschung digitaler Kunstvermittlung im Museum“

Was für einen multimedialen Museumsführer denken sich Kinder aus? Was für Apps gestalten sie zu ihren Lieblingsbildern? Im Projekt wurden die Ideen, Sichtweisen und Bedürfnisse für eine Museums-App von Kindern für Kinder eingeholt. So konzipierten Kinder, unterstützt von Studierenden, mobile Anwendungen zur Kunstvermittlung. Inhalt und Ausgangspunkt war dabei die Sammlung Blauer Reiter in der Städtischen Galerie Lenbachhaus und Kunstbau München. Die Studierenden des Instituts für Kunstpädagogik der LMU fungierten dabei als Unterstützer im Prozess der App-Konzeption und Entwickler der Apps.

Zunächst fand für die Studierenden eine thematische Einführung im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der LMU statt. Daran nahmen 10 Studentinnen teil. Parallel dazu wurde die Kindergruppe in der Montessorischule am Olympiapark besucht, es nahmen 10 Kinder zwischen ca. 10 und 13 Jahren teil. Im Zuge des freiwilligen Ganztagsangebots „Medienwerkstatt“ wurden sie in das Projekt eingeführt. Wir sprachen dabei über den Blauen Reiter und experimentierten passend dazu mit einem digitalen Mal-und Zeichenprogramm am Tablet.

Anschließend erfolgte eine Führung durch die Sammlung Blauer Reiter im Lenbachhaus. Studierende und Kinder lernten sich kennen und es bilden sich Kleingruppen. Ausgehend von den Interessen der Kinder wurden unterschiedliche Themenschwerpunkte in der Sammlung des Blauen Reiters gewählt. Dabei sollten die Gruppen gleich die für die Kinder relevanten Stichpunkte, die Themen und weiterführende Fragen festhalten. Es entwickelte sich die Tier-Gruppe, die Farbensucher, die gefleckten Kuh-Boys, die Geheimnissucher und die Künstlersucher. Das Tablet diente dazu begleitend als Foto- und Wissensspeicher. Danach besuchten wir mit den Studenten weitere drei Male die Kinder in der Montessorischule. Wir hatten jeweils 1,5 Zeit.

Im ersten Treffen stiegen wir ein mit dem Thema Apps und Apps im Museum. Danach gingen die Gruppen zusammen und wiederholten, was letztes Mal geschehen war. Danach drehte sich alles in einer Brainstorming-Phase darum, wie man zu dem selbst gewähnten Thema eine mobile Anwendung für andere Kinder gestalten kann, die durchs Museum begleitet. Wie könnte man denn z.B. das Thema jemand anderem mithilfe des Tablets erklären oder näherbringen? Die Kinder sprudelten nur so vor Ideen! Manche Gruppen sammelten erst einmal alle Möglichkeiten, andere vertieften sich sogleich und gestalteten erste Skizzen. Die Kinder und Studierenden arbeiten dazu gemeinsam digital mit den Tablets (z.B. zum Skizziere, Recherchieren etc.) und analog mit Papier und Stift.

Nach einer Zwischenbesprechung im Seminar mit den Studierenden alleine gingen wir erneut für 1,5 Stunden zur Montessorischule. Die Studierenden und Kinder hatten großen Spaß am gemeinsamen Arbeiten. Nun konkretisierten sich die Ideen in allen Gruppen. Die Studierenden achteten darauf, die Ideen der Kinder anzuregen und so wenig wie möglich zu beeinflussen. Sie waren die Unterstützer der Kinder, sie halfen ihnen bei Umsetzungen (z.B. Stop-Motion Filme, Papier-Prototypen, …), griffen bei Problemen unter die Arme und zeigten Neues zur Inspiration. Am Ende dieser Sitzung hatte jede Gruppe eine konkrete Idee für eine App und präsentierte die von den Kindern selbst gestalteten Papier-Prototypen. Auch die ersten Inhalte wurden bereits verpackt.

In der dritten und letzten Arbeitsphase brachten einige Studierenden bereits digitale Weiterentwicklungen der von den Kindern gestalteten Papier-Apps mit. Diese entwickelten die Studierenden mit dem MIT App Inventor nach dem Vorbild der Prototypen der Kinder. Daran wurde gemeinsam weitergearbeitet und die Kinder bekamen Einblicke in die Programmierung. An anderen Stellen entwickelten sich die letzten Inhalte (z.B. Audio-Aufnahmen, Hörspiele, Stop-Motion-Filme,…) und die Konzepte der Apps wurden verfeinert. Die Studentinnen nahmen nach dieser letzten Sitzung die endgültige Entwicklung einer App mit dem MIT App Inventor vor, so dass am Ende richtige kleine Apps basierend auf den Ideen der Kinder herauskamen.
Im letzten Treffen konnten die Kinder dann ihre eigenen Apps im Lenbachhaus ausprobieren, auch die der anderen Gruppen durchspielen und Feedback geben. Zuletzt präsentierten die Studierenden in größerer öffentlicher Runde die Gruppenarbeiten und –ergebnisse.

Herausgekommen sind also wundervolle Ergebnisse, die das Bedürfnis nach einem offenen, spielerischen und kreativen Umgang der Kinder mit den Kunstwerken zeigen. Bei fast allen Gruppen ist ein Suchauftrag, ein Quiz oder Spiel sowie die Möglichkeit zum eigenen Zeichnen und Gestalten vorhanden.

Hier ein paar Auszüge einzelner Screens aus den fertigen Apps:

Die Farbensucher interessierten sich für die Auswirkungen der Farbgestaltung auf den Eindruck der Bilder. Dies zeigten sie an Jawlenskys „Murnauer Landschaft“ auf. Die Kinder gestalteten die Landschaft je nach Gefühlslage um, beim Klick auf den Button „traurig“ z.B. veränderte sich die Farbgebung der Landschaft in bläuliche Farbtöne. Zudem konnte man sich Hintergrundinformationen einholen.

 

Die Tiergruppe war fasziniert vom Bild „Der Tiger“ von Franz Marc. Dass er den Tiger in geometrischen Formen gemalt hat, die zusammengesetzt ein Tier ergeben, hat sie veranlasst, ein Puzzle zu gestalten. Zudem kann man einen Überblick über verschiedene Tierbilder von Franz Marc mit Kurzinformationen und Fragen erhalten.

 

 

Die Künstlersucher gestalteten selbst ein Stop-Motion Video zu „Romantische Landschaft“ von Kandinsky und zu „Der Tiger“ von Franz Marc. Anschließend darf man die Bilder mit Smileys bewerten, kommentieren oder seine eigene Geschichte zum Bild aufschreiben. Dies konnte von den anderen Kindern gesehen werden.

 

 

Die Geheimnissucher gestalteten eine Hörgeschichte und zwei Spiele zu Kandinskys „Improvisation Klamm“. Im Suchspiel sollten die Geheimnisse im fast abstrakten Bild gefunden und angeklickt werden. Im Malspiel kann in das Bild hineingezeichnet werden.

 

 

 

Die gefleckten Kuhboys interessierten sich für alle Darstellungen mit dem Thema der Kühe. Du den verschiedenen Bildern in der Ausstellung dachten die zwei Jungs sich selbst unterschiedlichste Fragen aus. Mit den richtigen Antworten konnte man passend zum Thema Milch als Belohnung sammeln. Damit sollten weitere Fragen freigeschaltet werden können.

 

 

 

Insgesamt kamen also lauter spannende und kreative Ideen heraus – Studentinnen und Kinder gingen glücklich und zufrieden aus dem Projekt.

An dieser Stelle soll ein herzlicher Dank an alle teilnehmenden Kinder, Studierende, Mitarbeiter (Daniel Frohwein, Clara Schlegelmilch, Isabelle Zahradnyik) und den Kooperationspartner PA/SPIELkultur e.V. gehen. Nur in dieser tollen Konstellation konnten so bereichernde Tage entstehen.
Weitere Informationen zum Projekt sind u.a. hier zu finden.Merken

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