Hand in Hand – In die Zukunft mit Herz und Verstand – Ein interkulturelles kultur- und medienpädagogisches Projekt für Kinder mit und ohne Behinderungen

Gesamtziel des Projektes war es, gemeinsam mit Kindern zukunftsstiftende Werte für ein friedliches Zusammenleben in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft zu erarbeiten. Dabei sollten Kinder erleben und begreifen, dass Menschen und Kulturen unterschiedlich, aber trotzdem gleichwertig sind. Während dieses Prozesses wurden die Fähigkeiten zu Gemeinschaftlichkeit und Solidarität im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gefördert. In kindgerechten Werkstätten erweiterten Kinder ihr eigenes Handlungsrepertoire und setzten dies für ein friedliches Zusammenleben ein. Die Kinder sollten kulturelle Vielfalt als wertvollen Beitrag für soziale Gemeinschaften erfahren und dabei auch Gemeinsamkeiten erkennen. Ausgrenzung und Integration im eigenen Umfeld der Kinder wurde thematisiert und Gemeinschaftlichkeit gefördert. Durch das Reflektieren und Verbalisieren der eigenen Werte im sozialen Kontext wurden auch geschlechtsspezifische Werte und Einstellungen beachtet. Toleranz und Akzeptanz wurden spielerisch eingeübt, kommunikative und soziale Kompetenzen mit Hilfe medien-, kultur- und theaterpädagogischer Methoden gefördert. (aus: http://www.spielhaus.muc.kobis.de/hand_in_hand/hand_info_1.html)

Ausgehend von den Anforderungen an Bildung im Rahmen der Umsetzung der Agenda 21 gibt es derzeit in Deutschland in der Umweltbildung eine Debatte über Ziele und Inhalte von Umweltbildung und eine Erweiterung des Begriffs in Richtung „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Mit der Zielsetzung der nachhaltigen Entwicklung wird deutlich der Bezug zur Einen Welt hergestellt und die Einbeziehung sozialer, ökonomischer und kultureller Dimensionen zu den ökologischen Fragestellungen hinzugezogen. Zielvorstellung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ist der Gedanke der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Aufgabe der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es, den Menschen die nötigen Kompetenzen und Einstellungen zu vermitteln, mit dafür zu sorgen, dass künftige Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden. Bildung ist dabei der Schlüsselbegriff für die Gestaltung von Zukunft. Um die Herausforderungen im 21. Jahrhundert meistern zu können, sind Kompetenzen notwendig, die in Bildungsprozessen erworben werden müssen. Die sogenannten Schlüsselkompetenzen sind zum Beispiel vorausschauendes Denken, eigenständige Informationsaneignung und -bewertung, neue Anforderungen in der Kommunikation und Kooperation, Fähigkeit zu interdisziplinären Herangehensweisen und die Fähigkeit zu Gemeinschaftlichkeit und Solidarität (siehe auch: www.transfer-21.de und http://www.paedagogik.uni-osnabrueck.de/umweltbildung/blk21/blk21-partizipation_einfuehrung.pdf).

Im hier vorgestellten Projekt, bei dem drei Institutionen aus Praxis, Theorie und Lehre kooperierten, fanden diese Bildungsprozesse statt – und natürlich nicht nur bei den Kindern, sondern bei allen Beteiligten.

Mit der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014) soll Idee der nachhaltigen Entwicklung in der Bevölkerung durch Bildungsprozesse verankert werden. Die „Deutsche UNESCO-Kommission“ (DUK) ist mit der Federführung, d.h. mit der inhaltlichen und organisatorischen Umsetzung dieses Projekts beauftragt. Sie fordert alle Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden sowie interessierte Institutionen der Politik, Wirtschaft, Einrichtungen von Forschung und Lehre und der Zivilgesellschaft auf, sich zu einer „Allianz Nachhaltigkeit Lernen“ zusammenzufinden, um den gemeinsamen Aktionsplan für die laufende Dekade zu entwickeln und fortzuschreiben. Ökoprojekt — MobilSpiel e.V. ist aufgrund seiner innovativen und beispielhaften Konzept- und Projektarbeit in diese Allianz berufen worden und wurde für zwei seiner Projekte ausgezeichnet (www.dekade.org).

Werte – aber mit Herz und Verstand

„Wertvorstellungen oder kurz Werte sind Vorstellungen über Eigenschaften (Qualitäten), die Dingen, Ideen, Beziehungen u.a.m. von Einzelnen (sozialen Akteuren) oder von sozialen Gruppen von Menschen oder von einer Gesellschaft beigelegt werden, und die den Wertenden wichtig und wünschenswert sind. Zu unterscheiden ist zwischen Werten als Mittel (z.B. Geld, Werkzeug, Gesetze), die ihren Wert durch ihre Funktion erhalten und Werten, die auf Werterfahrungen durch Fühlen beruhen (z.B. Lust, Glück, Wohlbehagen, Schönheit, Harmonie).

Man kann ferner zwischen materiellen Werten und immateriellen Werten unterscheiden. Werte sind die konstitutiven Elemente der Kultur, sie definieren Sinn und Bedeutung innerhalb eines Sozialsystems (Gruppe, Gesellschaft etc.) Werte können persönliche Werte (Freundlichkeit, Vertrauen etc. –> was man an jemandem schätzt), Materielle Werte (Geld, Macht, Besitz etc.), geistige Werte (Intelligenz), religiöse Werte (Glaube) und sittliche Werte (Benehmen) sein.“ (zit. nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Werte, besucht am 28.04.2006)

Im Kontext dieses Projektes zur Bildung für nachhaltige Entwicklung wollten wir gemeinsam mit Kindern erforschen, welche Werte für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen erforderlich sind – einerseits hinsichtlich des Zusammenlebens innerhalb des Spielhauses boomerang und andererseits über den Tellerrand hinaus blickend auf die „Eine Welt“. Dabei standen die unterschiedlichen Vorstellungen der Kinder mit und ohne Migrationshintergrund / mit und ohne Behinderungen im Vordergrund. Diese Sichtweisen der Kinder wurden erweitert durch die Aussagen der erwachsenen Gäste aus verschiedenen Ländern, die ihre kulturellen Erfahrungen und Wertvorstellungen einbrachten. So erzählten beispielsweise Frauen aus Peru und Italien, dass in ihren Herkunftsländern der Wert „Familiensinn“ höher rangiert, als in Deutschland, dafür der Wert „Schutz von Umwelt und Natur“ oftmals in Deutschland höher angesiedelt ist. Bei den vielen Befragungen und der Arbeit in den verschiedenen Werkstätten waren Kindern wie Erwachsenen folgende Werte für ein friedliches Zusammenleben besonders wichtig:

– Respekt vor anderen Lebensstilen, Traditionen, Bräuchen und Religionen

– Wirtschaftliche Absicherung und gerechte Verteilung der natürlichen Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser

– Schutz der Umwelt und der Natur

– Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander

– Sicherheit, Fürsorge und Schutz zum Beispiel durch die Familie

– Frieden als Grundvoraussetzung für ein Aufwachsen und Leben ohne tägliche Existenzbedrohung verlässliche Absicherung

– Freiheit als Grundwert formulierten größtenteils die Erwachsenen; für Kinder ist dieser Wert entweder selbstverständlich oder zu abstrakt;

– Freundschaft mit Menschen aus dem direkten Lebenszusammenhang, aber auch über Grenzen hinweg

– Liebe

– Solidarität mit Menschen, die in Not sind

– Gleichberechtigung von Frauen und Männern

Gender: Geschlechterdemokratie, Rollenverständnis und Persönlichkeitsbildung

Gleichberechtigung wurde von den Kindern als ein Wert für ein friedliches Zusammenleben als notwendig erachtet. Um das Ziel einer Geschlechterdemokratie zu erreichen, braucht es unserer Meinung nach eine Erweiterung der starren Geschlechterrollen, um Mädchen und Jungen, Frauen und Männern ein möglichst umfangreiches Handlungsrepertoire zu ermöglichen.

Da Gender bedeutet, dass die Geschlechtsrollen von Frauen und Männern gesellschaftlich, sozial und kulturell erlernt sind, können diese auch erweitert oder sogar verändert werden. Im Sinne einer Persönlichkeitsbildung erachten wir es darüber hinaus als unabdingbar, Möglichkeiten zu schaffen, das Rollenverständnis- und verhalten zu erweitern. Dieser Ansatz fließt in unseren pädagogischen Alltag in der Planung, Durchführung und Reflexion von Projekten, Aktionen und Situationen als Selbstverständlichkeit mit ein. In diesem konkreten Projekt konnten wir dies folgendermaßen erreichen:

– Eine Atmosphäre bieten, die von einem freundlichen Umgangston geprägt ist, in der gewaltfrei miteinander umgegangen wird und Gefühle zugelassen werden können

– Räume schaffen, in denen sich Mädchen und Jungen ungezwungen ausprobieren und wahrnehmen können

– parallel stattfindende Angebote (Theater, Werkstatt, ReporterInnenbüro, Kulturforschung), die die Kinder frei wählen können

– die Ideen der Kinder aufgreifen

– gleichberechtigte Zusammenarbeit der Erwachsenen (Männer und Frauen) in unterschiedlichen Bereichen

– Rollenvorbilder der Erwachsenen (ein Mann in der Küche, eine Frau am Computer)

Unsere Erfahrungen zeigen, dass diese pädagogischen Voraussetzungen bewirken, dass Mädchen und Jungen sowohl zahlenmäßig ausgewogen teilnehmen, als auch langfristig ihr Rollenverständnis- und verhalten erweitern. Wir beobachten:

– Mädchen, die ganz selbstverständlich im Computerbereich aktiv sind und als Reporterinnen selbständig auf fremde Menschen zugehen

– Jungen, die Interesse an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten entwickeln und gerne kochen

– Kinder in der Theaterarbeit, die Stücke nicht nur rollentypisch besetzen

Von der Theorie zur Praxis

Das Projekt „Hand in Hand“ hatte zwei Teile: Der erste fand im Oktober / November 2005 statt, ein zweiter folgte im März 2006.

Für die praktische Umsetzung des „sperrigen“ Themas „Werte“ mussten wir handlungsorientierte Methoden finden, damit sich Kinder dafür interessieren und mit uns daran arbeiten wollten. Der Saal im Spielhaus boomerang wurde als „Fünf-Kontinente-Kulisse“ dekoriert und alle MitarbeiterInnen forschten in ihrem Bekannten- und Freundeskreis nach potenziellen Gästen, die ein fernes oder doch den Kindern fremdes Land vorstellen könnten. An den Öffnungstagen fanden die Werkstätten statt und an dreizehn zusätzlichen Tagen berichtete jeweils ein Gast von der eigenen Kultur und seinem Lebensstil.

In der letzten Woche des ersten Teiles des Projektes nahm der Unterkurs der katholischen Fachakademie am Machmittagsprogramm teil: Die Studierenden übernahmen die Leitung der Werkstätten und bereiteten das Abschlussfest vor.

Beim zusätzlichen Schulklassen-Programm begegnete sich jeden Tag eine neue Klasse der Grundschule an der Dieselstraße und Klassen aus der Schule für individuelle Lernförderung an der Rothwiesenstaße und der Schule an der Heckscherklinik (Kinder- und Jugendpsychiatrie). Die Kinder konnten sich selbst den verschiedenen Workshops zuordnen, wobei wir darauf geachtet haben, dass sich die Kinder der unterschiedlichen Schulen vermischten und der Anteil von Mädchen und Jungen innerhalb jeder Gruppe ausgewogen war. Auch Im offenen Nachmittagsprogramm suchten sich die Kinder ihre Bereiche selbstständig aus und blieben so lange dort, wie sie selbst dies wollten. Einzig in der Theatergruppe musste eine verbindliche Teilnahme garantiert werden, da sonst das Stück nicht aufgeführt werden konnte.

Die Kinder forschten und arbeiteten in folgenden Werkstätten:

Kulturforschung

Im leergeräumten Büro standen den Kinder zwei Computer mit Drucker, digitaler Kamera, verschiedene Globen und Lexika für ihre Forschungsaufgaben zur Verfügung. Sie recherchierten im Netz, dachten sich Fragen für die Gäste aus, fassten Antworten und Ergebnisse zusammen und gestalteten daraus ein großformatiges Buch, das als Unikat in der Stadtbibliothek Moosach ausgeliehen werden kann. [Bild kulturforscher_kolumbien_kokos_2.JPG / Bild trommeln_4.JPG]

Theater

Die Kinder versammelten sich im Saal und erarbeiteten unter Mithilfe einer pädagogischen Fachkraft und (teilweise) des anwesenden Gastes jeden Tag ein neues Theaterstück zum Thema Werte. Dabei brachte entweder der Gast aus seiner/ihrer spezifischen Lebenssituation Impulse ein, oder die Kinder entwickelten aus ihren Erfahrungen oder Vorstellungen eine kurze Geschichte. Diese wurde dann eingeübt, geprobt und vor den anwesenden Kindern und Erwachsenen aufgeführt.. In den Stücken ging es inhaltlich um den Zugang zu Wasser auf der ganzen Welt, die Erforschung neuer Länder, Sprachen und Kulturen, Völkerverständigung und Friedenssicherung und die friedliche Lösung von Konflikten.

Kunstwerkstatt

Im Vorfeld des Projektes formten ein Bauunternehmer und ein Schreiner ein Betonplastik in Form eines Herzens im Garten des Spielhauses. Während des Schulklassen-Programmes setzten die Kinder die Werte in Bilder um, die sie für ein friedliches Zusammenleben als wichtig erachteten. Florian Gass, bildender Künstler aus Berlin, leitete die Kinder an, diese Zeichnung mit kleinen Fliesenscherben als Mosaik zu legen. Diese Vorlage wiederum klebte er unter Mithilfe der Kinder, die das Spielhaus am Nachmittag besuchten, auf das Betonherz.

Die Kinder malten folgende Bilder:

Bild Herz; Datei kunst_legende_aufsicht.jpg

1. Die Friedenstaube, das Symbol für Frieden auf der ganzen Welt.
2. Zwei gute Freunde wünschen sich, dass ihre Freundschaft ewig hält. Zum Zeichen der Freundschaft schenken sie sich ein weiteres Bild, das im Schulklassenprogramm entstanden ist:

„Beschreibung“: Zwei Politiker treffen sich auf neutralem Gebiet. Sie geben sich die Hand und schließen Frieden. Zum Zeichen der Versöhnung haben sie beide zu Hause die weiße Flagge gehisst.

Ein drittes Bild: (o. Abb): Ein Walfangschiff hat einen Wal gefangen.
Das große „NO“ (englisch für NEIN) steht dafür, dass geschützte Tiere nicht getötet werden sollen.

Eine große Familie wohnt in einem Haus in der Stadt. Die Familie ist wichtig, denn innerhalb der Familie können sich die Menschen aufeinander verlassen: Sie helfen und respektieren sich gegenseitig. Die Energie für das Haus und das Auto kommt von dem Windkraftwerk (links im Bild). Windkraft als erneuerbare Energie verbraucht keine Rohstoffe, so dass für kommende Generationen genügend Energien für ein gutes Leben bleiben.

Werkstatt

Wir wählten Puzzleteile als Symbol dafür, dass Menschen und Kulturen auf der ganzen Welt miteinander in Verbindung stehen und voneinander abhängig sind. Die Kinder bemalten und gestalteten die Teile mit ihren Wünschen für ein friedliches Miteinander. Am Abschlussfest wurden die Teile „zusammengepuzzelt“ und an einer Hauswand des Spielhauses befestigt.

s. Abbildungen:

1. ein blaues P-Teil mit einer F-Taube werkstatt_puzzle_taube.JPG

2. die von den Kindern hergestellten P-Teile werden beim Abschlussfest des Projektes mit Schrauben an der Wand des Spielhauses befestigt. Das P soll ein Zeichen sein für … fest_puzzle_montage_2.JPG

 

Internationale Küche

Die Gäste brachten den Kindern Rezepte und Lebensmittel aus ihren Heimatländern mit. Gemeinsam mit einer / einem BetreuerIn kochten die Kinder diese Rezepte nach. Die Bandbreite der Gerichte war groß: von eher exotischen Gerichten wie kolumbianischen Bananenkeksen oder koreanischer Nudelsuppe über kroatische Cevapcici bis hin zu finnischem Karottenpfannkuchen oder österreichischem Apfelstrudel. Gerade die Küche bot Raum und Zeit, um sich über das tägliche Kochen hinaus mit anderen Kulturen zu befassen.

Bild (unscharf) kueche_daniel.jpg

Bildtext Daniel aus Kolumbien frittiert mit Kindern Bananenkekse

Reportagebüro

In einem abgetrennten Teil des Spielhaus-Saales waren die Computer und Materialien für die ReporterInnen aufgebaut. Die Kinder dokumentierten mit digitaler Kamera und Aufnahmegerät das Geschehen im Haus für die Website. Dabei steuerten sie selbstständig die Bildungsprozesse innerhalb der Lernumgebung.

Pädagogisches Ziel des Reportagebüros war es, durch aktive Medienarbeit die Medienkompetenzen und Kommunikationsfähigkeiten der Kinder zu stärken. Hier, wie auch in der „Kulturforschung“ arbeiteten die Kinder mit digitalen und herkömmlichen Medien in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen:

Die ReporterInnen formulierten Fragen, gingen auf bekannte, aber auch fremde Menschen zu und fassten die Antworten für kurze Texte am Computer zusammen. Dabei stellte sich heraus, dass die Kinder die Befragten teilweise mit Fragen nach ihren Werten überforderten und dieses Thema erst erklären mussten. Die Kinder schrieben anschließend ihre Texte am Computer. FotografInnen benutzten die digitalen Kameras und bearbeiteten die entstandenen Bilder am Computer und speicherten sie ab. Diese Texte und Bilder bildeten die Grundlage für die zu entstehende Website.

Im Forschungsbereich recherchierten die Kinder im Internet über die Kultur des jeweiligen Gastes, druckten Bilder aus und fassten die gewonnen Erkenntnisse in einem großformatigen „Kultur-Buch“ zusammen.

In beiden Bereichen nahmen die Kinder als ForscherInnen oder ReporterInnen neue Rollen ein und wurden in diesen Rollen von anderen anerkannt. Dabei machte es keinen Unterschied, ob Jungen oder Mädchen, Kinder mit und ohne Behinderungen aktiv waren. Mit der Zeit wurden die Kinder immer selbstständiger, so dass sie mit und ohne Unterstützung auch im angrenzenden Einkaufszentrum unterwegs waren und Erwachsene nach ihren Werten befragten..

Bild: reporter_bei_theater.jpg

Die Verknüpfung zwischen herkömmlichen und neuen Medien, wie Kassettenrekorder und Internetrecherche, aber auch der Prozess, Informationen aus dem Netz mit real Erlebtem zu verknüpfen und als eigenen Medienbeitrag modifiziert ins Netz zu stellen, war für die Kinder sehr reizvoll. Einerseits lernten sie dadurch die Vielfalt, aber auch die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Medien kennen. Das Selbstbewusstsein der Kinder wurde gestärkt, wenn sie – wie Erwachsene – das Informationsmedium Internet nutzten und eigene Beiträge, Bilder oder Texte ins Netz stellten, mit denen sie nicht nur informierten, sondern auch Wünsche äußern konnten. Sie bekamen aber auch einen Eindruck, welche Informationen im Internet zu finden sind und welche Manipulationsmöglichkeiten das Retuschieren digitaler Bilder bietet.

Bild: (unscharf) reporter_am_pc.JPG

Diese Form des informellen Lernens, bei der die Kinder sich Fähigkeiten spielerisch und sozusagen nebenbei aneigneten, erfordert allerdings geschultes Personal, eine ansprechende Lernumgebung, eine ausreichende technische Ausstattung und vor allem viel Zeit.

reporter_fotografieren_maria.jpg Das bild ist wieder unscharf

Die Reporter überprüfen ihre Fotografien

 

Nach der Arbeit das Feiern nicht vergessen: Die Abschlussveranstaltung des Projekts „Hand in Hand“

Zur Abschlussveranstaltung des ersten Teils des Projektes am 12.11.05 waren Interessierte, Eltern, LehrerInnen und (Fach)-Öffentlichkeit eingeladen. Nach einer Stationenrallye für die Kinder wurde das das von den Kindern zum Kunstwerk verfeinerte Betonherz im Garten des Spielhauses vom Schirmherren des Projekts, dem Münchner Sozialreferenten Friedrich Graffe, eingeweiht. Aus seiner Rede: „In der Regel verbringen Mädchen und Jungen mit Behinderungen ihre Freizeit nicht in ‚normalen’ Freizeitstätten. Bei dem Projekt „Hand in Hand“ spielten und werkelten dagegen GrundschülerInnen und FörderschülerInnen gemeinsam. Das entspricht unserem Ideal von Behindertenpolitik bei der Stadt München: Integration statt Ausgrenzung. Trotz der Sparzwänge dürfen wir in München unser Ziel der möglichst umfassenden Integration von Menschen mit Behinderungen nicht aus den Augen verlieren. Und dafür hat uns „Hand in Hand“ ein wunderbares Vorbild gegeben.“

Auch Vertreterinnen der Kooperationspartner, Ökoprojekt-MobilSpiel e.V. und Katholische Fachakademie München-Harlaching, bedankten sich vor allem bei den Kindern, für ihren großen Einsatz im Projekt.Anschließend wurde die neu entstandene Website dem Publikum präsentiert.

Kooperationen: Theorie – Praxis – Lehre

Dieses Projekt war der erste Versuch, eine Kooperation zwischen einer Fachstelle für Bildung für nachhaltige Entwicklung, einer Praxisstelle und einem Partner aus dem Ausbildungsbereich zu entwickeln. In der Planungsphase brachten MitarbeiterInnen von Ökoprojekt-MobilSpiel e.V., Spielhaus boomerang und Katholische Fachakademie München-Harlaching ihr spezifisches Fachwissen und ihre Projekterfahrungen ein. Die praktische Umsetzung fand im Spielhaus boomerang mit einem Schulklassenprogramm und einem offenen Nachmittagsprogramm für Kinder aus dem Stadtteil statt. Das Spielhaus-Team wurde eine Woche lang durch Studierende und die Dozentin des Kurses UK3 der Fachakademie erweitert. Anschließend reflektierten die Studierenden ihre pädagogische Arbeit während des Projektes mit folgenden Erkenntnissen:

– Kinder können offen und neugierig auf Fremde zugehen und sind nicht mit Vorurteilen behaftet

– die freiwillige Teilnahme an den verschiedenen Werkstätten ist eine Grundvoraussetzung für lang anhaltende Lernprozesse

– Kinder konnten teilweise die Begriffe „Werte“ und „Kultur“ besser erfassen als unvorbereitete Erwachsene

– Mädchen und Jungen beteiligten sich nicht rollenspezifisch an den verschiedenen Angeboten.

Ihr Fazit: Die Teilnahme an diesem kulturpädagogischen Projekt stellte eine Bereicherung ihrer pädagogischen Ausbildung dar.

Zusammenfassend können wir sagen, dass das Thema „Werte“ zunächst für Kinder schwer verständlich und nicht leicht vermittelbar ist; auch für uns Erwachsene war dies ein hoher Anspruch. Da es jedoch aus der multikulturellen Situation im Spielhaus entstanden war und wir die Notwendigkeit sehen, situationsorientiert neue Themen aufzugreifen und neue Ziele und Methoden dazu zu entwickeln und zu erproben, nahmen wir diese pädagogische Herausforderung an und führten das aus unserer Sicht gelungene Projekt „Hand in Hand“ durch.


Veranstalter

Spielhaus boomerang/AG Buhlstraße e.V.
Ansprechpartnerin: Kathrin Meister
Pelkovenstraße 128
80992 München
Telefon: 089 – 140 46 68
Fax: 089 – 140 55 93
E-Mail:  spielhausboomerang@gmx.net
Website: www.spielhaus.muc.kobis.de

Im Spielhaus boomerang werden offene Projekte durchgeführt, an denen die Kinder unangemeldet und kostenlos teilnehmen. Zeitgleich nebeneinander finden Angebote aus den Bereichen Handwerk, Theater, Hauswirtschaft, Medien, Bewegung statt, die durch ein Thema verbunden sind. Die Themen werden aus den Wünschen der Kinder, ihren Lebenssituationen und aus gesellschaftlichen Entwicklungen entwickelt. Die Projekte dauern zwischen drei und sechs Wochen und sollen die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder ansprechen.

Seit 1996 führen wir jährlich ein komplexes Projekt in Kooperation mit Ökoprojekt-MobilSpiel im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung durch.

Ökoprojekt – MobilSpiel e.V.
Ansprechpartnerin: Steffi Kreuzinger
Welserstr. 15
81373 München
Telefon: 089-769 60 25
Fax: 089- 769 36 51
E-Mail: oekoprojekt@mobilspiel.de
Website: www.mobilspiel.de/oekoprojekt

Ökoprojekt – MobilSpiel e.V. wendet sich in der außerschulischen Umweltbildung hauptsächlich an Kinder, junge Jugendliche, Familien und MultiplikatorInnen. Klassische Umweltbildung, Ökologische Kinderrechte, Projekte zur Agenda 21 mit Kindern und Jugendlichen und Kinderpolitik sind unsere Bausteine einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. An der Schnittstelle zur schulischen Umweltbildung kooperieren wir mit Grund-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien und führen projektbezogen Schulklassenprogramme zum Themenbereich der Nachhaltigkeit durch.

Ökoprojekt – MobilSpiel e.V. arbeitet mit Kindern, jungen Jugendlichen und Erwachsenen. In Bildungsprozessen, die wir inszenieren und begleiten, eignen sie sich selbständig Kompetenzen für eine bewusste und aktive Wahrnehmung und Gestaltung ihrer Lebensumwelt im Sinne von Zukunftsfähigkeit an. Hierzu stellen wir vielfältige Methoden und Hintergrundinformationen zur Verfügung und ermutigen sie, Visionen zu entwickeln und neue Formen nachhaltiger Lebens- und Arbeitsstile zu erproben.

Katholische Fachakademie München-Harlaching
Ansprechpartnerin: Maximiliane Focke (Dozentin)
Theodolindenstraße 24
81545 München
Telefon: 089 64 20 510
Website: http://www.faks-harlaching.de/index.htm