Handyguides für Münchner Hauptschulen
Zusammenfassung der Projektziele, -aktivitäten und -ergebnisse
Mit dem Projekt “Handyguides für Münchener Hauptschulen” sollten SchülerInnen angeregt werden sich grundlegende Gedanken über das Medium Handy und ihren individuellen Umgang damit zu machen. Handlungsalternativen der Handynutzung sollten in diesem Projektrahmen gemeinsam analysiert und besprochen werden. Darüber hinaus stand die Erstellung eines Infohefts und dessen „Vermarktung“ an der eigenen Schule im Vordergrund. Die SchülerInnen sollten die Verantwortung für ihr Tun übernehmen und als HandyexpertInnen für eine reflektierte und kompetente Handynutzung an ihrer Schule einstehen. Den Lehrkräften sollte anhand der Multiplikatorenwebsite (Handybaustein) eine angemessene methodische Begleitung des Projektes vermittelt werden.
Das Projekt lässt sich in vier Phasen untergliedern. Während der Unterrichtszeit wurde das Projekt durch eine eigenständige Internetrecherche vorbereitet. Diese diente den SchülerInnen dazu, sich vorab zu Themen wie soziale Auswirkungen des Handygebrauchs, Kommunikation, Beeinflussung durch Werbung, Jugendschutz, Handy als Schuldenfalle, Handyverbot, umweltgerechtes Recycling sowie Gesundheit (psychische und physische Gefahren, wie z. B. Handysucht und Strahlung) zu informieren.
Im Anschluss daran folgten zwei Projekttage jeweils in zwei achten oder neunten Klassen einer Hauptschule. Hierbei wurde zunächst in die Projektinhalte eingeführt, anschließend wurden die Rechercheergebnisse in Kleingruppen spezifiziert und für das Infoheft verschriftlicht. Die Artikel wurden daraufhin zu einem schuleigenen Handyguide zusammengestellt. Es folgte stets eine Abschlusspräsentation mit Reflexionsgespräch im Plenum.
Die dritte Projektphase „Webeeinheit“ wurde in beiden Klassen an einem Aktionstag (Umfang zwei bis drei Stunden) durchgeführt. Die SchülerInnen lernten hierbei ihr Produkt zu vermarkten. Im Anschluss daran präsentierten sie ihre Handy-Informationsbroschüre in Kleingruppen vor der Schulleitung und den 5. oder 6. Klassen der Schule und gaben Gutscheine für deren Erwerb aus.
Die vierte Projektphase lag in der Verantwortung der jeweiligen Schule. Die beteiligten achten oder neunten Klassen gestalteten einen Ausgabestand mit Plakaten, die sie bereits während der Werbeeinheit anfertigt hatten. Dort gaben sie die Handyguides aus und berieten die Schülerinnen der unteren Klassen.
Das Projekt stieß bei den SchülerInnen, den betreuenden LehrerInnen und den Schulleitungen auf positives Feedback. Die selbstbestimmte Kleingruppenarbeit und der Umgang mit dem Computer wurde von den SchülerInnen besonders positiv bewertet. Auch die entstandenen Produkte stießen auf positive Resonanz.
Besonderheiten bei der Projektdurchführung
Im Hinblick auf den gewählten Schwerpunkt
Die Projektziele sind erfolgreich umgesetzt worden. So haben die SchülerInnen beispielsweise im Internet recherchiert, sich grundlegende Gedanken zur Handynutzung gemacht und ihr Wissen sowie Tipps und Tricks in Artikeln zusammengefasst. Sie haben das Heft in den unteren Klassen beworben und an einem eigens dafür gestalteten Ausgabestand verteilt.
Die beteiligten SchülerInnen besitzen fast alle ein Handy. Da das Handy ein Alltagsmedium mit hohem persönlichen Stellenwert ist, waren sie motiviert sowie interessiert und haben engagiert mitgearbeitet. Wichtig war es generell, dass das Handy, dessen symbolischer Wert für Jugendliche sowie deren Nutzungsverhalten u. v. m. von den beteiligten PädagogInnen nicht gewertet werden durften. Den SchülerInnen musste zudem genügend Raum gegeben werden, um ihre Meinung frei zu äußern und sich auszutauschen. Nur so konnten während dem Projekt sachliche und konstruktive Diskussionen geführt, eine Reflexion des individuellen Nutzungsverhaltens angeregt und ein Umdenken ermöglicht werden.
Generell ist es wichtig, auf die Relevanz der Themenauswahl aus jugendlicher Perspektive zu achten. Für Jugendliche ist das Handy ein (kulturelles) Alltagsmedium, das schon immer zu ihrem Leben gehört hat. Diskussionsanregungen wie „Kommunikation früher – heute“ treffen demzufolge auf wenig Interesse, da sie nicht die notwendige Aktualität besitzen. Für kreative und praxisrelevante Bereiche des Workshops sollte man hingegen ausreichend Zeit einplanen, um den Workflow der Jugendlichen nicht zu unterbrechen. So wurde beispielsweise die Einheit zum Thema Werbung von zwei auf drei Stunden ausgedehnt.
Da das Projekt als Schulprojekt konzipiert
wurde, sollte vor allem der organisatorischen Vorarbeit ausreichend Zeit gewidmet werden. Der persönliche Kontakt zu Lehrkräften aber auch frühzeitige Pressearbeit erleichtern beispielsweise den Zugang zu Schulen. Die eindeutige Absprache mit den Lehrkräften ist darüber hinaus notwendig um die technischen Notwendigkeiten zur organisieren. Die Lehrkräfte bekommen eine kurze Einführung und können sich auf der MultiplikatorInnenwebsite www.praxis-umweltbildung.de unter dem Baustein „Handy“ alle wesentlichen Materialien und Anleitungen herunterladen.
Im Hinblick auf die der Arbeit mit den Zielgruppen
Die SchülerInnen wählten ihr jeweiliges Thema interessengeleitet aus, d.h. sie entschieden in den Workshops worüber sie einen Artikel oder Tipps & Tricks verfassen wollten. Auch die Umsetzung als Artikel, Interview, Tabelle, Rätsel, Quiz u.v.m. konnten sie frei wählen. Bezüglich der grafischen Darstellung hatten sie ebenfalls freie Hand. Je nach Interesse und individuellen Fähigkeiten konnten sie sich primär dem Verfassen der Artikel oder der Gestaltung widmen. Dieses selbstbestimmte Arbeiten wurde von den HauptschülerInnen im Rahmen der Abschlussevaluation besonders positiv bewertet.
Die Übernahme der Expertenrolle gegenüber jüngeren SchülerInnen wurde positiv aufgenommen. Das Produkt „Handyguide“ besaß außerdem einen besonders hohen motivationalen Stellenwert, da die TeilnehmerInnen ihr neu gewonnenes Wissen sprichwörtlich in den Händen halten und präsentieren konnten. Gerade bei HauptschülerInnen ist ein derartiges Erfolgserlebnis und die damit verbundene Selbstbestätigung wichtig. Die TeilnehmerInnen waren nach eigener Aussage mit ihrem Produkt zufrieden und haben insbesondere ihre Arbeit in Kleingruppen sowie den Umgang mit dem Computer positiv bewertet.
Generell sollte man bei der Umsetzung eines inhaltlich komplexen Projekts in Hauptschulen darauf achten, dass die Mischung zwischen theoretischem Input und aktiven Arbeitsphasen ausgewogen ist. Darüber hinaus muss die jeweilige Thematik methodisch differenziert und altersgerecht angegangen und angemessene und erreichbare Ziele gesetzt werden, um den SchülerInnen Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Die SchülerInnen lernen durch themenspezifische Gruppenarbeit und Präsentation im Gesamtkontext sich ein komplexes Thema arbeitsteilig zu erarbeiten.
Im Hinblick auf die Medienwahl
In allen Workshops arbeiteten die TeilnehmerInnen ausschließlich mit Microsoft Word. Die individuellen Fähigkeiten im Umgang mit dem Computer, wie auch die verbalen Fertigkeiten waren unterschiedlich, was jedoch den Zusammenhalt der Gruppe nicht behinderte. Die SchülerInnen gaben sich gegenseitig Hilfestellung beim Verfassen der Texte, beim Layouten und beim Umgang mit dem Computer. Hilfestellung gaben auch die PädagogInnen.
Produkte und Veröffentlichungen
Im Rahmen des Projekts „Handyguides für Münchner Hauptschulen“ entstanden in jeder Schule vierfarbige Handyguides mit 16-seitigem Umfang im DINA6 Format. Die Medienproduktionen wurden von den Jungendlichen schulintern vor den fünften und sechsten Klassen sowie der Schulleitung präsentiert. Die Handy-Infobroschüren wurden überdies auf www.handy-trendy.de eingestellt und den Schulen für die eigene Homepage zur Verfügung gestellt. In der Hauptschule an der Alfonsstrasse fand im Juli 2008 ein Pressetermin mit dem damaligen Staatsminister Herrn Dr. Bernhard (Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz) statt. In diesem Zusammenhang wurden zwei Radiobeiträge erstellt und im Bayerischen Rundfunk (BR) ausgestrahlt. Der Laimer Werbespiegel berichtete zudem über das Projekt an der Hauptschule Fürstenrieder Strasse und der Südost-Kurier (Ausgabe B Perlach – Giesing – Ramersdorf) über das der Hauptschule an der Führichstrasse. Über den Internetauftritt www.handy-trendy.de wurde die Landesstelle für Jugendschutz in Niedersachsen auf das Projekt aufmerksam und lässt sich bei der Realisierung eines ähnlichen Projekts von Ökoprojekt- MobilSpiel e.V. fachlich unterstützen. Außerdem wurde das Projektkonzept im Laufe der Münchener Veranstaltungsreihe „Kultur bildet Stadt“ und im Rahmen einer Lehrerfortbildung zum Gesundheitstag vorgestellt. Das Feedback der MultiplikatorInnen, UnterstützerInnen und der interessierten Öffentlichkeit war durchweg positiv, wobei der Ansatz, dass Jugendliche Inhalte für Gleichaltrige aufarbeiten besonderen Anklang fand. Die ästhetisch ansprechenden, handlichen Hefte werden auch heute noch gerne als Anschauungsmaterial oder Inspiration verwendet. In manchen Hauptschulen wurden die Handyguides in Präsentationsmappen der SchülerInnen für Bewerbungsgespräche gelegt.
Ausblick
Anfang 2009 wurde das Projekt in Hannover MultiplikatorInnen der Medienzentrale Niedersachsen vorgestellt, die es in ihr Repertoire aufnehmen möchten. Im Frühjahr 2009 wird die ausführliche Evaluation des Projekts veröffentlicht. Darüber hinaus soll das Projekt 2009 an Münchner Hauptschulen fortgesetzt werden und es wäre überlegenswert das Projekt auch für Realschulen und Gymnasien zu öffnen.
Weiterführende Informationen
http://www.praxis-umweltbildung.de/handy_web.php
http://www.handy-trendy.de/Handyguide/Ueberblick_HG.html
Veranstalter
Ökoprojekt MobilSpiel e.V.
Ansprechpartnerin: Marion Loewenfeld
Welserstraße 23
81373 München
Telefon: 0 89 – 7 69 60 25
Fax: 0 89 – 7 69 36 51
E-Mail: oekoprojekt@mobilspiel.de
Webseite: www.mobilspiel.de/oekoprojekt
Ökoprojekt – MobilSpiel e.V. ist ein freier Träger der Kinder- und Jugendarbeit und anerkannte Umweltstation. Wir werden vom Stadtjugendamt gefördert und finanzieren uns zusätzlich über Projektmittel. Ökoprojekt – MobilSpiel e.V. wendet sich in der außerschulischen Umweltbildung hauptsächlich an Kinder, junge Jugendliche, Familien und MultiplikatorInnen. Klassische Umweltbildung, Ökologische Kinderrechte, Projekte zur Agenda 21 mit Kindern und Jugendlichen und Kinderpolitik sind unsere Bausteine einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. An der Schnittstelle zur schulischen Umweltbildung kooperieren wir mit Grund-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien und führen projektbezogen Schulklassenprogramme zum Themenbereich der Nachhaltigkeit durch.