Kinetische Dingmaschinen
Blinken, klicken, drehen, summen – auch Kunst kann das! Wenn Skulpturen mit Elektronik und Mechanik verbunden werden, ergeben sich besondere Möglichkeiten. Solche Symbiosen gehen auch Künstler wie Jean Tinguely, Alexander Calder oder Peter Fischli & David Weiss ein. Dort verbindet sich das Arbeiten mit Material und künstlerisch-kinetischem Konzept.
In unserem Projekt wurden ebenfalls aus vielfältigem Material kinetische Dingmaschinen entwickelt, welche mithilfe von kleinen Motoren zu individuellen und kreativen Konstruktionen verbunden werden. Naturmaterialien, Elektroschrott, Müll, Knete, Kabel und LEDs wurden gestalterisch neu kombiniert und bereicherten sich gegenseitig.
Im Rahmen kreativer und produktiver Medienbildung haben wir dabei das eigene handwerkliche Tun mit logischem Denken im Sinne des Making verknüpft. Dabei konnten Überlegungen zu Funktionalität oder Irrationalität hinsichtlich zunehmender smarter Objekte (z.B. intelligente Kühlschränke) in der eigenen Umwelt mit aktivem handwerklichem und künstlerischem Tun im Umsetzen der eigenen Idee verbunden werden.
Die Umsetzung der eigenen, künstlerischen, zweckfreien Objekte, Skulpturen und Ideen geschah in einem offenen Werkstatt-Setting im FabLab München, welches Raum für individuelle Experimente und spielerisches Lernen lässt. Inhaltlicher Anknüpfungspunkt war „verlorene Objekte des 6.Kontinents“. Welche Dinge und merkwürdigen Objekte wohl Archäologen in 1000 Jahren finden würden? Ziel war es, dass die teilnehmenden Jugendlichen mit einem künstlerischen Forscherblick experimentieren, räumliche Vorstellungen entwickelten, um eigene Objekte zu konstruieren und ihr kreatives Darstellungsrepertoire mit Medien erweiterten.
Gruppe, Technik und Zeit
Wir haben mit einer 8.Klasse Mittelschule im FabLab München gearbeitet. Die Jugendlichen waren insgesamt fünf Schulvormittage bei uns im Projekt. Wir arbeiteten mit verschiedenstem künstlerischem und elektronischen Material, Techniken und Verbindungen, z.B. LEDs, Motoren, Propeller, Batterien, Schrottmaterial, Hölzer, Acrylglas, Pappe, Plastikmüll und Farbsprays.
Projektablauf
Tag 1: Start | Ideen | Material erkunden
Wir haben zunächst gemeinsam Material gesichtet und gesammelt: Kunststoffabfälle, Naturmaterialien, Elektroschrott, Alltagsmaterial sowie Holzreste. Daraufhin haben wir kurze Videos von Künstlern angesehen, welche kinetische Objektkunst erstellen. Davon inspiriert wurden gleich erste kleine Objekte gestaltet und Skizzen angefertigt, um deren Hilfe Herausforderungen und Probleme zu erkennen und zu lösen. Wie kann das Material miteinander verbunden werden? Wie mache ich es, dass es leuchtet oder sich bewegt? Welches Material wirkt wie? Wie soll meine eigene Dingmaschine des unbekannten 6.Kontinents aussehen? Was soll sie können?
Tag 2: technische Einführung
Nachdem die Fragen für die Konstruktion der Dingmaschinen klar wurden, haben wir eine technische Einführung in Elektronik und Lötverbindungen durchlaufen. Dabei wurden physikalische Fragen beantwortet: Wie mache ich das, wenn ich drei LEDs gleich hell leuchten haben möchte? Wie kann ich einen Motor einbauen, der sich nicht zu schnell dreht? Wie verhindere ich dabei einen Kabelsalat?
Tag 3: Making | Testobjekte und finale Ideen
In der darauffolgenden Woche wiederholten wir diese ersten elektronischen Erfahrungen mit einem Testobjekt: Baue einen funktionierenden Bürstenroboter. Mithilfe dieser Testobjekte wurden die Anfangsideen deutlich konkreter und auch realistischer geplant. Die Jugendlichen starteten mit der eigenen Dingmaschine durch und lernten dabei das werkstattartige Setting des FabLab kennen: Hilfestellungen gibt es, wenn du danach fragst, aber versuche Probleme zuerst selbst zu lösen!
Tag 4: Bauen | bauen | bauen
In der Making-Werkstatt wurde gebohrt, geschraubt, geklebt, gelötet, einiges wieder verworfen und zerrissen, anderes neu aufgenommen, Tipps gegeben oder Objekte verfeinert. Am Ende des Projektvormittags waren viele Dingmaschinen beinahe fertig konstruiert und surrten und blinkten vor sich hin.
Tag 5: Finetuning | fotografische Inszenierung | Ausstellung
Die bereits funktionierenden Dingmaschinen wurden jetzt noch mit Stempeln, Goldfolie, Farbspray, Silbertape und Neonfarben künstlerische gestaltet, und alle anderen Objekte fertig gestellt. Für eine Kunstausstellung passend, haben die Jugendlichen Titel und Objektbeschreibungen erstellt und ihre Dingmaschinen fotografisch inszeniert. Dabei erprobten sie, wie man gut Fotos macht, wie Licht und Perspektive wirken und wie Fotokameras jenseits von Smartphones funktionieren. Abschluss des Projekts bildete ein Rundgang um die auf Podesten ausgestellten kinetischen Dingmaschinen und eine Feedbackrunde.
Projektdurchführung: Anja Gebauer, Tina Kothe, und das Fablab Team (Nicol Bobrich und Tatjana Pratschke)