Let’s go Nachhaltigkeit. Wie würdest du entscheiden?
Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 13 Jahren setzen sich im Ökologischen Bildungszentrum München mit Alltagsthemen der Nachhaltigkeit auseinander und übersetzen diese in nichtlineare, interaktive Videos, die sich auf unterhaltsame Weise auf Handlungsentscheidungen zuspitzen – für oder gegen umweltfreundliches bzw. für oder gegen nachhaltiges Verhalten. Das Spannende an den Videoclips: An bestimmten Stellen des Films können die Zuschauer*innen selber entscheiden, wie die Handlung weitergehen soll.
Zum Einsatz kommen neben klassischen Videobearbeitungs-Apps das Branching Scenario-Tool der Learning-Software H5P.
Inhaltliche Vorbereitungen
Zu Beginn des Workshops haben wir uns mit der Frage befasst, was Nachhaltigkeit eigentlich bedeutet. Als Grundlage für diese Reflexion wurden die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 verwendet. Auch wenn viele der Teilnehmer*innen diese bislang noch nicht genauer kannten, wurde schnell klar, wieviel Bezüge sie zu ihrem alltäglichen Leben haben.
Die Aufgabe bestand deswegen im nächsten Schritt darin, sich Alltagssituationen zu überlegen, in denen Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. Ständig werden wir vor Entscheidungen gestellt, wie wir uns am besten verhalten sollen. Es geht um die Folgen, wenn wir rücksichtslos handeln. Es geht um Achtsamkeit und Hilfsbereitschaft, um gesellschaftliches Miteinander und um Umweltschutz.
Gemeinsam haben wir mögliche Situationen gesammelt: Zum Beispiel, wie wir uns verhalten, wenn wir uns in der Natur bewegen. Oder mit was wir die Pizza belegen wollen. Wohin werfen wir unseren Müll? Schalten wir das Licht aus, wenn wir den Raum verlassen? Was machen wir, wenn uns eine Fliege nervt? Was passiert mit dem Buch, wenn wir es fertig gelesen haben oder mit einem Jojo, wenn wir es nicht mehr brauchen?
Genau für diese Situationen haben wir Entscheidungswege gesucht und in Form von nichtlinearen, interaktiven Videos aufgegriffen. Die Storys sollten unterhaltsam und durften auch gerne überzogen und zugespitzt sowie mit Slapstick-Elementen oder Überraschungseffekten angereichert sein, damit sie auch für die Zuschauer*innen interessant werden.
Theoretische Vorbereitung
Zunächst wurde eine kleine Einführung in die Bildgestaltung, in den Umgang mit der Smartphone-Kamera und in Filmtechniken gegeben. Wie gelingt ein guter Bildaufbau? Wie erzeugt man gute Aufnahmen? Wie setzt man gekonnt unterschiedliche Bildeinstellungen ein? Wie wirken Aufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven? Wie werden Szenen im Film interessant aufgelöst? Wie können mithilfe von Farbeffekten und mit Musiken unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden?
Vorbereitende praktische Übungen
Die Teilnehmer*innen haben Smartphones zur Verfügung gestellt bekommen, mit denen sie im Garten des ÖBZ filmen sollten. Es wurde gezeigt, wie die Smartphone-Kamera funktioniert und besprochen, was ein gutes Motiv ausmacht. In szenischen Übungen wurden die Elemente Schuss/Gegenschuss, Schwenk sowie unterschiedliche Einstellungen geübt.
Entwicklung und Dreh der Szenen
Die sieben Teilnehmer*innen wurden in 3 Arbeitsgruppen eingeteilt, wobei sich jede Kleingruppe zwei der gesammelten Ideen annahm und die Umsetzung der jeweiligen Drehbuchidee sowie die Auflösung der einzelnen Szenen überlegte. Jede Gruppe hatte ein mit den notwendigen Apps ausgestattetes Smartphone zur Verfügung, mit dem sie die Szenen drehten.
Zudem wurde das ÖBZ-Gelände als filmische Szenerie verwendet, um bei einem Rundgang durch die Grünanlage und die Gärten in einem gemeinsamen Projekt Entscheidungsszenarien zu entwerfen, zu spielen und zu drehen. Die Aufnahmen wurden zum Teil mit einem Gimbal unterstützt.
Als weiteres Projekt wurde – auf Anregung aus der Gruppe – spontan das gemeinsame Pizzabacken in der Mittagspause filmisch aufbereitet. Hier setzten wir unter anderem die App Framelaps für Zeitrafferaufnahmen ein.
Postproduktion
Für den Videoschnitt kam die App Kinemaster zum Einsatz. Am großen Monitor wurden die einzelnen Bedienelemente vorgeführt und am Beispiel des Pizza-Videos live schnitten. Kinemaster funktioniert sehr intuitiv, kann mehrere Bild- und Tonspuren verwalten und hält zahlreiche Effekte und Bearbeitungsmöglichkeiten sowie eine gute Bibliothek an Musiken und Sounds bereit, auf die wir zurückgreifen konnten. Neben dem Schnitt hat insbesondere der Einsatz von Audios großen Raum eingenommen – das Ausprobieren unterschiedlicher Sounds auf die Wirkung der Videos hatte den Teilnehmer*innen große Freude gemacht.
Anlegen der Entscheidungsbäume
Die Entscheidungsbäume wurden mit der H5P-Anwendung „Branching scenario“ erstellt. H5P ist im eigentlichen Sinn eine Learning-Software, die wir als Plugin in das CMS WordPress integriert haben und für die Erstellung von interaktiven Videos genutzt haben. Es ist in der Lage, Verzeigungen in Funktionsabläufe anzulegen und für jeden Funktionsschritt unterschiedliche Medien (Text, Bild, Video) hochzuladen. Auf diese Weise wurde es möglich, am Ende eines Videos eine Entscheidungsfrage einzubauen, die die Auswahl einer von mehreren Optionen zulässt. So dass die Zuschauer*innen zum Beispiel auswählen können, mit was man die Pizza belegen möchte – mit Wurst oder mit Gemüse. Entsprechend der getätigten Wahl, wird das Video mit der einen oder mit der anderen Szenen fortgesetzt.
Das Einpflegen der Inhalte in H5P konnten die Kinder am Monitor live verfolgen und mitüberlegen, welche Inhalte (Infotexte, Fragestellungen mit Optionen und Videos) in welcher Reihenfolge angelegt werden. Es empfiehlt sich, die einzelnen Videos mit einer nicht zu großen Bitrate zu exportieren, um die Dateigröße möglichst gering zu halten. Denn es hat sich gezeigt, dass das System sonst serverseitig überfordert ist.
Ergebnisse
Am Ende sind folgende acht Videostränge „Wie würdest du entscheiden?“ entstanden, die nicht nur anderen aufzeigen, warum es sich lohnt, sich für die Umwelt einzusetzen. Jeder Videostrang besteht aus mehreren Szenen, Auswahlfragen geben den Zuschauer*innen jeweils die Option, sich für eine bestimmte Fortsetzung der Handlung zu entscheiden. Kurze Statements der Teilnehmer*innen lösen auf, warum sich die eine oder andere Handlung im Sinne eines nachhaltigen Verhaltens empfiehlt.
- Einmal rund ums ÖBZ – achtsam durch die Natur?
- Wie würdest du entscheiden? Pizza
- Wie würdest du entscheiden? Banane
- Wie würdest du entscheiden? Fliege
- Wie würdest du entscheiden? Mülltrennung
- Wie würdest du entscheiden? Jojo
- Wie würdest du entscheiden? Licht
- Wie würdest du entscheiden? Buch
Alle Ergebnisse sind auf der Website www.oebz.de/filmworkshop2021 veröffentlicht.
Wir hoffen, unsere Filme haben euch Spaß gemacht.
Das sagen: Alani, Amelia, Emil, Leo, Lina, Moritz und Theresa sowie Thomas Ebert und Marc Haug
Feedback der Teilnehmer*innen:
In der abschließenden Feedbackrunde wurden folgende Blitzlichter geäußert:
Gut fand ich, dass wir viel draußen waren und dort gefilmt haben.
Ich habe neue Freunde gefunden und gerne geschauspielert.
Mir hat das Schauspielern besonderen Spaß gemacht.
Es war sehr cool und lustig!
Ich hatte noch keine Erfahrung mit dem Filmen, aber habe jetzt viel gelernt, zum Beispiel, wie man Videos schneidet und wie man Musik einbaut. Das hat mir Spaß gemacht.
…bezüglich der Nachhaltigkeit habe ich gelernt, dass es Sinn macht, auf sein Verhalten zu achten und man sich immer wieder daran erinnert, zum Beispiel Energie und Wasser zu sparen, indem man das Licht ausmacht, wenn man es nicht braucht, oder den Wasserhahn nicht unnötig laufen lässt.
Eine Videodokumentation über den Workshop folgt in Kürze.
© Münchner Umwelt-Zentrum e.V. im ÖBZ, 2021