Mini-München-Web 2012 und Spielstadt-Internetcafé

Das Online-Projekt in Mini-München im August 2013 setzte sich zusammen aus der Web-Redaktion, von der aus der 16. Spielstadt in einem Zeitungs-Blog berichtet wurde, und aus dem angeschlossenen Internetcafé, das allen Besuchern zum Surfen offenstand. Das geförderte Projekt erweiterte die in der Spielstadt bereits ausdifferenzierte Medienlandschaft aus Kino, Fernsehen, Tageszeitung oder Radioredaktion um das nicht zuletzt in der Altersgruppe der Heranwachsenden zentrale Erfahrungsfeld Internet und Web 2.0. Insbesondere das 2013 neue, allen Besuchern offenstehende Internetcafé schuf vielfältige Möglichkeiten für Online-Aktivitäten und Anlässe, Potentiale und Risiken im Umgang mit dem Internet anzusprechen. Mit der mobilen Demokratie-Station konnte ein Stück E-Partizipation in Mini-München „auf der Straße“ erprobt werden, die Twitter-Screen im Spielstadt-Kaufhaus brachte Kurznachrichten ganz nahe an die Zielgruppe heran.
„Was ist los in Mini-München? Präsentiere deine Texte, Kommentare, Fotos, Filme und Audio-Beiträge im Spielstadt-Blog auf mini-muenchen-web.info!“ Diesem Slogan auf dem Werbeflyer folgend, konnte man als Online-Redakteur und -Reporter (rund 20 Arbeitsplätze) oder als Tutor (zwei Plätze) arbeiten und dabei die Ergebnisse seiner Recherchen, Umfragen oder Interviews im WordPress-Blog veröffentlichen. Einmal als Benutzer registriert, war das an einem spielstadt-freien Tag auch von zu Hause aus möglich. Mehrere hundert Artikel, Kommentare auf Artikel, Fotos, Lexikonbeiträge, Rathausreportagen, Filmclips oder Online-Abstimmungen kamen an 15 Spieltagen zusammen. Und ein paar der jungen Bloggerinnen und Blogger waren auch danach noch aktiv am Posten. Der Umstieg vom CMS Drupal (2006-2010) auf einen WordPress basierten Blog machte es möglich, noch besser auf das jeweilige mediale Vorwissen, auf die unterschiedliche Literalität und Ausdrucksfähigkeit der Kinder und Jugendliche einzugehen. Vom fünfzeiligen Bericht über personalisierte Text-Bild-Rubriken bis zu ambitionierten Fotostrecken oder Fortsetzungsgeschichten bildete sich eine Vielfalt an journalistischen Niveaus und Formaten ab. Dass es mittlerweile auch immer mehr Jugendliche gibt, die schon mit eigenen WP-Erfahrungen bei einem derartigen medienpädagogischen Projekt miteinsteigen, ist neben den zahlreichen zur Verfügung stehenden Plugins ein weiterer Pluspunkt für WordPress. Welche Funktionserweiterung auch wirklich funktioniert und für die beabsichtigte Nutzung Sinn macht, ist schnell ausprobiert und bedeutet in jedem Fall eine spannende Lernerfahrung für Kinder/Jugendliche wie für die Medienpädagogen.
Während die Nachwuchs-Journalisten und -Fotografinnen über das Mini-Münchner Arbeitsamt in die Redaktion vermittelt wurden, stand das räumlich und konzeptionell integrierte Internetcafé allen offen. Fast wie im richtigen Leben konnte man auch hier mal schnell surfen, etwas ergoogeln oder seine Mails checken. Die Hauptnutzung bestand im Spielen auf entsprechenden Online-Portalen. Zwei wesentliche Einschränkungen gab es aber für den freien Zugang: Jede Besucherin/jeder Besucher musste zuerst einen Internetführerschein ablegen, in dem in zwei Altersstufen Netiquette-Basics abgefragt und ein paar zentrale Do’s und Don’ts vermittelt wurden. Verhaltensrichtlinien (keine anstößigen Seiten aufrufen, Altersgrenzen, z.B. bei Facebook beachten) hingen auf gut sichtbaren und für die Café-Besucher verbindlich zu beachtenden Postern über den vier PC-Plätzen. Das Surfen war auch nicht gratis sondern die jeweils 30 Minuten lange Nutzung kostete ein paar MiMüs (Mini-München-Währung). Die Gebühr wurde von den beiden Coaches, schon ein wenig erfahreneren und duchsetzungsfähigen Kindern, kassiert, die außerdem allen Internetcafé-Gästen mit Rat und Unterstützung zur Verfügung standen.
Ein kleiner, tragbarer Tisch, ein Laptop, zwei betreuende Kinder und ein Plakatwand, oder, noch besser, ein oder zwei die Aktion flankierende Sandwich-Männer mit Transparenten – das war die mobile Demokratie-Station. Wie erfahren noch mehr Bürgerinnen und Bürger von den zahlreichen Umfragen, Abstimmungen und meinungsbildenden Artikeln im Internet und auf welche Weise lässt sich deren aktive Partizipation befördern? Idee und Umsetzung des Mini-Projekts waren simpel und gerade deshalb sehr erfolgreich: Eine mobile Außenstelle des Online-Projekts war in der Form eines digitalen Wahllokals auf den Straßen und Plätzen unterwegs und brachte die Mitbestimmung zu den Bürgern.

 

Veranstalter:

Kultur & Spielraum e. V.

Reinhard Kapfhammer

www.kulturundspielraum.de