Na hör mal!
Eine auditive Lösungssuche für ein neues Bildungssystem Schule
Konzept
In einem dreitägigen Workshop entstand eine kreative Audiocollage zum Thema „Bildungssystem Schule“, für welche die Teilnehmer:innen sowohl die Inhalte selbst vorbereiteten, als auch die Aufnahmen und die anschließende Bearbeitung selbst durchführten. In der Audiocollage sollten kontroverse und übereinstimmende Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse von Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern zum Thema Bildungssystem Schule auf kreative Weise gegenübergestellt bzw. miteinander verbunden werden.
Der Fokus des Projekts lag auf der bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Position im Bildungssystem Schule und der Frage danach, wie dieses, im Dialog mit allen beteiligten Personengruppen (Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern), den eigenen Bedürfnissen und Wünschen entsprechend aktiv verändert werden kann. Das Ergebnis sollte anschließend online und ggf. über kooperierende Radiosender veröffentlicht und geteilt werden.
Als Basis für den Workshop gaben die Workshopleiter eine Einführung ins Thema Demokratie und Pluralismus, Audioproduktion und Tipps zur technischen Umsetzung und Audiobearbeitung.
Workshop Vorbereitung
Der Workshop fand in Kooperation mit der Klasse 7a der Mittelschule an der Fromundstrasse statt.
Im Vorfeld klärten wir gemeinsam mit der Klassenleiterin ab, wie viele Teilnehmer*innen ein Smartphone oder Tablet besitzen, denn sowohl die Audioaufnahmen als auch die Postproduktion sollte von den Schüler*innen auf ihren eigenen Geräten durchgeführt werden, damit sie direkt erfahren, was mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln möglich ist. Zudem konnten die Audioaufnahmen auch mit verschiedenen professionellen Mikrofonen und Aufnahmegeräten erfolgen, welche von uns zur Verfügung gestellt wurden. Das alle Schüler*innen ein eigenes Smartphone besaßen, war ein guter Ausgangspunkt für den Workshop.
Projektablauf
Der viertägige Workshop fand vom 29. bis 31.01.24, jeweils vormittags statt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einer kleinen Umfrage, wie die Schüler*innen Schule finden und welche Audioformate sie am liebsten hörten, nutzten wir den ersten Tag um das Projekt vorzustellen und ausführlich über die Themen Demokratie, Pluralismus, Bildungssystem Schule, Audioproduktion und Konzeption zu sprechen. Dabei stellten wir verschiedene Fragen zum Thema, diskutierten die Antworten und sammelten die Ergebnisse zunächst an der Tafel, bevor wir nochmals eine Übersicht über unsere Präsentation auf dem Beamer zeigten.
Nachdem die Grundlagen erklärt waren, bekamen die Teilnehmenden einige Fragestellungen zum Thema Demokratie und Schule, die sie in Eigenrecherche mit dem Smartphone beantworteten. Anschließend besprachen wir die Antworten und gingen mit einem Fragebogen, den die Schüler*innen per Handzeichen beantworteten, noch näher auf das Thema Demokratie und Mitbestimmung in der Schule ein. So erarbeiteten wir gemeinsam ein Verständnis für Demokratie, Pluralismus und die eigene Rolle sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Schule. Auch wenn die Schüler*innen bereits mit der Klassenlehrerin über einzelne Mitbestimmungsmöglichkeiten wie Pausengestaltung oder Wahl des Ausflugsziels beim nächsten Wandertag gesprochen hatten, wurde deutlich, dass sie selbst nicht das Gefühl hatten, im Schulalltag Möglichkeiten zur Mitbestimmung zu haben.
Anschließend erarbeiteten wir gemeinsam wie der typische Ablauf einer Audioproduktion von der ersten Idee bis zum fertigen Ergebnis aussieht und analysierten anhand von einigen Beispielen, aus welchen Elementen ein Audiobeitrag bestehen kann.
Im nächsten Schritt gaben wir eine Einführung in Storytelling und Konzeption und sammelten gemeinsam Ideen für unser eigenes Audioprojekt zum Thema Demokratie und Schule. Das Ziel war, herauszustellen welche Meinungen und (Veränderungs-)wünsche die Teilnehmenden im Bezug auf ihren Schulalltag haben und andere am System Schule beteiligte Personen mit einzubeziehen. Wir legten dazu fest, welche Elemente unser Audiobeitrag enthalten soll, welche Personen interviewt werden sollen und sammelten anschließend Fragen bzw. Formulierungen für die Aussagen der Schüler*innen. Die gesammelten Schüler-Aussagen beantworteten dann alle für sich, um sie am nächsten Tag aufnehmen zu können.
Am zweiten Workshop-Tag widmeten wir uns der Audioaufnahme. Bevor wir einen ausführlichen Technikworkshop gaben, erarbeiteten wir gemeinsam mit der Klasse, was es für eine erfolgreiche Audioaufnahme zu beachten gibt.
In Kleingruppen von 3 Personen suchten sich die Schüler*innen dann einen geeigneten Aufnahmeort auf dem Schulgelände und nahmen ihre Aussagen selbstständig auf. Dabei hatte, neben der sprechenden Person, immer eine Person die Rolle des Tonnmeisters/Tonmeisterin und eine Person die Rolle des Regisseurs/Regisseurin. Jede Gruppe konnte zudem, neben der Aufnahme mit dem Smartphone, auch die zur Verfügung gestellte Tontechnik ausprobieren. Dadurch wurden die Unterschiede in Handhabung und Tonqualität direkt erfahrbar, was den Teilnehmenden viel Spaß machte.
Nachdem alle Schüler*innen ihre Statements aufgenommen hatten, erarbeiteten wir gemeinsam, wie man ein Interview vorbereitet und durchführt. Dann formulierten wir gemeinsam passende Fragen an die Lehrkräfte und überlegten, welche Lehrkräfte für ein Interview in Frage kämen, zu welcher Zeit und wo man sie interviewen kann. Somit entstand ein Produktionsplan für den Rest des Tages.
Den Ablauf eines Interviews und was es dabei zu beachten gibt, zeigten wir dann beispielhaft durch ein Interview mit der Klassenlehrerin. Wir bildeten ein Team aus Tonmeister*in, Regisseur*in, Aufnahmeleiter*in und Redaktuer*in, welches das Interview, in Anwesenheit der ganzen Klasse, durchführte. Im Nachgang besprachen wir in einer konstruktiven Feedbackrunde was gut lief und was man noch verbessern könnte.
Danach bildeten wir 2 Gruppen, die gemeinsam mit einem Workshopleiter mehrere Interviews mit Lehrkräften auf dem Schulgelände durchführten. Die verschiedenen Rollen wurden bei jedem Interview gewechselt.
Als nächsten Schritt besprachen wir, was für die An- und Abmoderation, die es im Beitrag geben sollte, wichtig ist und formulierten gemeinsam einen Text. Mehrere Schüler wollten den Text daraufhin gerne einsprechen. So gab es mehrere Aufnahmerunden vor der versammelten Klasse, in denen wechselnde Teams die Moderation aufnahmen.
Danach machten wir eine Feedbackrunde zum Tag. Das Aufnehmen der Interviews mit den Lehrern und auch der eigenen Aussagen hat den Teilnehmenden viel Spaß bereitet, hervorgehoben wurde, die Möglichkeit verschiedene technische Möglichkeiten ausprobieren zu können. Die meisten fanden es sehr befremdlich, die eigene, aufgenommene Stimme zu hören und konnten sich nur auf den Gedanken einlassen, dass diese Aufnahmen am Folgetag von allen bearbeitet werden würden, wenn sie wussten, dass das Ergebnis nicht im Internet veröffentlicht werden würde. So beschloss die Klasse demokratisch durch Abstimmung, dass sie zwar gemeinsam einen Audiobeitrag erstellen, ihn aber nicht online veröffentlichen möchte. Nachdem wir die Aufnahmen von allen Beteiligten gesammelt hatten, nahmen die Schüler*innen für zu Hause die Aufgabe mit, die eigenen Eltern zu interviewen.
Nach Ende des Workshops am zweiten Tag, bereiteten wir nachmittags die Aufnahmen für die Bearbeitung am nächsten Tag vor. Die einzelnen Statements und Aussagen der Interviews wurden herausgeschnitten und nach Themen sortiert in neue Clips exportiert. Einige Musikbeispiele wurden vorbereitet, zur Abstimmung mit der Klasse.
Am dritten Tag folgte dann die Audiobearbeitung mit dem eigenen Smartphone. Da von den 15 Teilnehmenden nur eine Person ein Interview mit den Eltern durchgeführt hatte, sollte das Ergebnis nur aus der Moderation, Musik und den Statements der Schüler*innen und den Antworten der Lehrkräfte bestehen. Allein oder in 2er Gruppen bekamen die Teilnehmer*innen nun jeweils einen vorbereiteten Clip, aus dem sie ihre favorisierten Antworten herausschneiden und kreativ aneinandersetzen sollten. Hierfür gaben wir mit Hilfe eines an den Beamer angeschlossenen Tablets eine Einführung in die App „EZAudioCut“.
Die fertigen Clips der Schüler*innen setzten wir dann auf dem Laptop aneinander und zeigten dieses Vorgehen über den Beamer. Nachdem wir die Musik abgestimmt hatten, hörten wir uns das Ergebnis mehrfach gemeinsam an und die Schüler*innen gaben Feedback, welches wir direkt einarbeiteten. Als alle Beteiligten zufrieden mit dem Ergebnis waren, schlossen wir den Workshop mit einer Feedbackrunde ab.
Fazit:
In der abschließenden Feedback-Runde äußerten sich die Schülerinnen sehr positiv zum Workshop. Sich zur Aufnahme der eigenen Aussage zu überwinden war nicht für alle einfach, vor allem, weil sie wussten, dass die Aufnahmen später von allen aus der Klasse gehört werden würden. Dennoch haben sich alle getraut und es im Nachgang als bereichernde Erfahrung beschrieben. Die Möglichkeit das eigene Smartphone für die Aufnahmen und Bearbeitung benutzen zu dürfen, aber auch professionelles Equipment ausprobieren zu können, wurde von allen Beteiligten sehr positiv hervorgehoben. Auch, dass es möglich war Lehrkräfte im Rahmen eines Interviews mit kritischen Fragen und den eigenen Meinungen zu konfrontieren, empfanden viele als aufregend und lehrreich. Wenngleich die Klasse stolz auf das Ergebnis war, bestätigte die Mehrheit der Schüler*innen auch in der Feedbackrunde nochmal, dass sie sich besser damit fühlen zu wissen, dass das Ergebnis nicht veröffentlicht wird, wohl aber innerhalb der Klassengemeinschaft gemeinsam angehört und an Freunde, Familie und bekannte geschickt werden darf.
Der Workshop wurde durchgeführt von Nina und Martin von SINN MEDIA.
Projektergebnis: Kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Anfrage an hey@sinn-media.de
In Kooperation mit der Klasse 7a der Mittelschule an der Fromundstrasse unter Leitung von Fr. Fellmer.
Das Projekt wurde gefördert im Rahmen des medienpädagogischen Förderprogramms von Stadtjugendamt München und Netzwerk Interaktiv, www.kooperationsprojekte-muc.de