„Scheint wirklich zu sein!“ – Inszenierung und Manipulation in visuellen Medien

Das Kooperationsprojekt „Scheint wirklich zu sein“ bestand aus den beiden medienpädagogischen Ferienfreizeiten „Filmratz on Tour Ostern“ und „Filmratz on Tour Pfingsten“.
Entscheidende Ziele des Projekts waren Inklusion und Partizipation. Einerseits konnte dies dadurch erreicht werden, dass die beiden Freizeiten allen Kindern – unabhängig von Geschlecht, Behinderung oder Migrationshintergrund – offen stand. Andererseits durch hohe Beteiligungsgrade für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen, die bei allen sie betreffenden Fragen des Medienprozesses und der Freizeitgestaltung involviert waren.
Auf das Ziel „Förderung von Medienkompetenz“ wurde auf vielfältige Art und Weise hingewirkt. Bei beiden Freizeiten wurde ein Film erstellt, bei dem die Kinder wesentliche Aufgaben wie die Entwicklung eines Drehbuchs, Schauspielern, Regie, Bedienung der Kamera- und Tontechnik und Schnitt des Films übernahmen.
In einem offenen Workshop bei der Freizeit „Filmratz on Tour Pfingsten“ konnten sich die Kinder dem Thema Castingshows widmen. An der einsteigenden Diskussion zum Thema beteiligten sich fünf Kinder, beim späteren Filmdreh kamen zwei weitere Kinder dazu. In der Diskussion ging es zunächst um die Frage, warum Castingsshows sich solcher Beliebtheit erfreuen. Die Kinder berichteten aus ihrem Alltag, dass sie gerne Sendungen wie DSDS oder „Das Supertalent“ schauen. GNTM spielt bei sowohl bei den Mädchen als auch den Jungen dieser Altersgruppe (10-13 Jahre) keine Rolle. Bei diesen Formaten gibt es immer wieder Personen, mit denen sie sympathisieren, die sie witzig finden oder denen sie die Daumen drücken (Kandidaten, Juroren). Mehrere Kinder schauen diese Sendungen auch, „weil man sonst in der Schule nicht mitreden kann“. Ein weiterer Grund ist zudem, „dass es so spannend gemacht ist“. Die Kinder nennen als Beispiele, dass Entscheidungen so lang wie möglich hinausgezögert werden und schon rausgeflogene Kandidaten noch mal wiederkommen und eine „zweite Chance“ bekommen. Gleichzeitig sind ihnen die Mechanismen bewusst, wie diese Spannung erzeugt wird. Dazu zählen für sie die spannungsgeladene Musik, das Herzklopfen im Hintergrund, der Lichtwechsel zwischen den Kandidaten hin und her bei der Entscheidung und die einsetzende Werbung, kurz bevor der Gewinner / Verlierer bekannt gegeben wird.
Mit den Kindern wurde außerdem diskutiert, wie sich solche Sendungen finanzieren. Die Kinder führten Rundfunkgebühren als wesentliche Finanzierungsquelle an. Die beiden moderierenden Betreuer stellten klar, dass dies nicht für die privaten Fernsehsender gelten, in denen Castingsshows in der Regel laufen. Sie wiesen außerdem darauf hin, dass durch Publikumseintritte, Gewinnspiele und Merchandise, die von den Kindern genannt wurden, nur einen Bruchteil der Einnahmen erwirtschaftet werden. Ein Mädchen führte schließlich die Werbung als wesentliche Einnahmequelle an. Die Betreuer machten deutlich, dass Werbeplätze nach Uhrzeit und Beliebtheit (unter Rückbezug auf die Sendequote) der Sendung vergeben werden. Ein Junge merkte an, „dass deswegen immer kurz vor der Entscheidung noch mal Werbung kommt“. Hier konnten wir bei den teilnehmenden Kinder einen regelrechten “Aha-Effekt” feststellen.
Anschließend drehten die Kinder eine kurze Sequenz, die einer Castingsshow nachempfunden war. Die auftretenden Charaktere waren dabei vollkommen überzeichnet. Die Juroren wurden beispielsweise als gelangweilte und ichbezogene Exzentriker dargestellt.
Weiterhin banden wir erstmals das Medium Foto stärker in das Projekt ein. Den Kindern stand bei beiden Projekten rund um die Uhr eine Fotokamera zur Verfügung, mit der sie Impressionen von der Freizeit festhalten konnten. Aus den Fotos wählten sie mithilfe des Bildbetrachtungsprogramms Geeqie selbst die besten aus und klärten untereinander ab, ob die Person auf dem Bild mit der Veröffentlichung einverstanden ist. Gemeinsam mit dem Medienpädagogen von Spielratz luden sie die vorher verkleinerten Bilder auf die Spielratz-Homepage und gestalteten verbunden mit ein paar einleitenden Worten eine eigene Fotogallerie. Dabei bekamen sie einen Einblick in das Content-Managment-System Joomla und damit in das Grundgerüst, das hinter der Spielratz-Homepage steht.

 

Veranstalter:

Spielratz – Verein für pädagogische Ferien- und Freizeitaktionen e. V.

Georg Staudacher

www.spielratz.org