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Show Your Reality – Multimedialer Workshop und Ausstellung

Konzept

In einem zweitägigen Workshop entstanden ein Hörspiel, ein Kurzfilm, ein gezeichneter Comic sowie eine Fotostrecke zum Thema Diskriminierung. Die Teilnehmerinnen – eine 7. Klasse der Anne-Frank-Mädchenrealschule München im Alter von 14 bis 15 Jahren – entwickelten dabei inhaltliche Beiträge und Medienergebnisse weitgehend selbst. Begleitet von Workshopleiter Martin Rühr (SINN MEDIA) und Co-Dozent Jonas Baumann (Regisseur) setzten sie sich mit Diskriminierung in ihren verschiedenen Formen auseinander (u. a. ethnische Herkunft, Religion, Geschlecht, sexuelle Identität, Alter, Behinderung). Ziel des Projekts war es, Diskriminierungserfahrungen und -mechanismen bewusst zu machen, sichtbar zu machen und die Ergebnisse künstlerisch-medial aufzubereiten, um sie im Rahmen einer Ausstellung der Schulgemeinschaft und den Eltern zu präsentieren.

Ursprünglich war das Projekt mit einem spezifischen Fokus auf queere Lebensrealitäten konzipiert. In den ersten beiden Anläufen konnten, trotz Kooperation mit dem Lamda Bayern e.V., einem Verein mit großer LBTQ+ Community, keine Teilnehmenden für die Umsetzung gefunden werden. So wurde das Konzept, nach Rücksprache mit dem Netzwerk interaktiv, angepasst und es kam die Kooperation mit der Anne-Frank-Mädchenrealschule in München Pasing zustande. So stand der kritische Dialog über verschiedene Diskriminierungsformen im Vordergrund, aus dem die Jugendlichen kreative Ideen für ihre Medienbeiträge entwickelten.

Workshop-Vorbereitung

Im Vorfeld wurden mit der betreuenden Lehrkraft organisatorische Details und inhaltliche Schwerpunkte abgestimmt. Dabei wurde insbesondere besprochen, wie das Thema angemessen für das Alter der Schülerinnen aufbereitet werden kann.

Auch die technische Vorbereitung spielte eine wichtige Rolle: Es wurde sichergestellt, dass für die praktische Medienarbeit geeignete Geräte und Software zur Verfügung stehen. Alle Teilnehmerinnen konnten auf schulische oder eigene iPads und Smartphones zurückgreifen. Als Werkzeuge für die Medienproduktion wurden vorab kostenlose Apps und Tools eingeplant und installiert, darunter die Videobearbeitungs-App CapCut, die Audio-Editing-App Ferrite, die Design-Plattform Canva. So war gewährleistet, dass die Jugendlichen mit niedrigschwelligen Mitteln professionell wirkende Ergebnisse erzielen konnten. Zusätzlich brachten die Workshopleiter professionelles Film-, Foto- und Audioequipment mit.

Von Anfang an war zudem vorgesehen, die Ergebnisse im Anschluss an den Workshop in einer schulinternen Ausstellung zu präsentieren.

Projektablauf

Der Workshop erstreckte sich über zwei Projekttage von jeweils 8 Stunden, in denen theoretische Auseinandersetzung und praktische Medienarbeit eng verzahnt waren.

Tag 1: Zu Beginn führten wir eine Vorstellungsrunde durch und führten ins Thema Diskriminierung ein. In einer moderierten Gesprächsrunde sammelten die Schüler:innen Beispiele und Erfahrungen zu verschiedenen Arten von Diskriminierung (etwa aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht, Alter oder Behinderung) aus ihrem Alltag oder Umfeld. Dies ergänzten wir durch schauspielerisch dargestellte Szenen und eine Übung, bei der die Schüler:innen Definitionen mit der passenden Diskriminierungsform verbinden mussten.  

Auf dieser Grundlage entwickelten wir gemeinsam ein Verständnis dafür, was Diskriminierung bedeutet und wie sie sich in unterschiedlichen Formen äußern kann. Anschließend folgte eine Einführung in Storytelling und Medienproduktion in der wir zeigten, wie man aus Ideen mediale Geschichten entwickeln kann. Es wurden verschiedene Medienformate vorgestellt – von Audio und Film über Fotografie bis Grafikdesign – um Inspiration für die kreative Umsetzung der besprochenen Inhalte zu bieten.

Im weiteren Verlauf des ersten Tages teilten sich die Schüler:innen entsprechend ihrer Interessen in vier Kreativgruppen auf. Jede Gruppe wählte ein Medium, um einen Aspekt des Themas Diskriminierung kreativ zu bearbeiten, und begann mit der Konzeptentwicklung:

  • Audio-Gruppe: Diese Gruppe entschied sich, ein Hörspiel zu produzieren. Sie schrieben ein Skript inkl. Dialogtexten, in dem eine Diskriminierungssituation nachgestellt wurde und verteilten selbstständig Sprecherrollen untereinander. Erste Sprachaufnahmen wurden nach einer technischen Einführung in die Audioproduktion bereits ausprobiert.
  • Comic-Gruppe: Zwei zeichnerisch interessierte Schüler:innen gestalteten einen Comic im Postkartenformat, der eine klare Botschaft gegen Diskriminierung transportiert.
  • Film-Gruppe: Diese Gruppe konzipierte einen Kurzfilm. Mit Unterstützung von Jonas Baumann erstellten die Schülerinnen ein einfaches Storyboard zu mehreren kurzen Szenen, in der vor allem Sexismus und das Thema Gelichstellung von thematisiert wird. Bereits am ersten Tag wurden nach einer technischen Einführung einige Szenen auf dem Schulgelände gefilmt. Die Gruppe entschied sich dafür die professionelle Kamera sowie Tonequipment für den Dreh zu nutzen. Da diese Gruppe am größten war, entstand hier ein richtiges, kleines Filmteam mit Kamerafrau, Tonmeisterin und -assistentin, Regisseurin, Aufnahmeleiterin und Schauspielerinnen.
  • Foto-Gruppe: Die vierte Gruppe plante eine Fotostrecke. Sie fotografierte porträtartige Aufnahmen von Personen in typischen Alltagssituationen und überlegte, wie man durch digitale Manipulation der Bilder verschiedene Identitäten und Perspektiven darstellen kann. Für das Fotoshooting bauten sie gemeinsam mit Martin ein kleines Fotostudio im Klassenzimmer auf inklusive mehreren Film/Fotolampen und blauem Backdrop (Fotoleinwand).

Am zweiten Projekttag stand die Fertigstellung und Porstproduktion im Mittelpunkt. Die Gruppen arbeiteten parallel an der Fertigstellung ihrer Beiträge:

  • Die Audio-Gruppe führte ihr Hörspiel vollständig auf. In einem ruhigen Klassenraum wurden die Dialoge mit einem professionellem Audioaufnahmegerät aufgenommen. Anschließend schnitten die Schülerinnen das Material mit der App Ferrite und unterlegten passende Geräusche und Musik um die Atmosphäre zu verstärken.
  • Die Comic-Gruppe finalisierte ihre Zeichnungen. Die fertigen Comics wurden dann auf schwarze Pappe geklebt und ausgeschnitten und mit einem kurzen erklärenden Text versehen. So entstand ein kurzer Comic im Postkartenformat.
  • Die Film-Gruppe drehte noch fehlende Szenen, während zwei Schülerinnen bereits mit dem Schnitt der am Vortag gedrehten Szene begann. Mit der App CapCut wurden die Clips auf dem iPad zusammengesetzt, einfache Titel eingefügt und geeignete
  • Hintergrundmusik ausgewählt. Das Ergebnis ist ein etwa dreiminütiger Videobeitrag, der eine klare Botschaft gegen Mobbing und Ausgrenzung vermittelt.
  • Die Foto-Gruppe nutzte ebenfalls ipads und bearbeitete die Bilder mit Canva und mit Adobe Photoshop mit dessen KI-Funktionen, sie die aufgenommenen Fotos teilweise kreativ verfremdeten. So wurden beispielsweise Bildelemente wie das Geschlecht oder Aussehen von Personen und einzelne Hintergrundelemente digital verändert. Durch diese gezielten Manipulationen entstanden eindrucksvolle Motive, die zum Nachdenken anregen – etwa indem eine Person in zwei Varianten (einmal aussehend wie Mann, einmal wie Frau) dargestellt wurde, um Vorurteile gegenüber Geschlechterrollen aufzuzeigen.

Gegen Ende des zweiten Tages präsentierten alle Gruppen ihre vorläufigen Ergebnisse im Plenum. Es zeigte sich ein vielfältiges Spektrum an Medienprodukten: ein kurzes Hörspiel, ein handgezeichneter Comic, ein Kurzfilm und eine Reihe digital bearbeiteter Fotografien mit zugehörigem Titel und kurzer Beschreibung.

Gemeinsam diskutierten wir, wie diese Ergebnisse am besten in der geplanten Ausstellung präsentiert werden können. Die Audioaufnahme soll beispielsweise an einer Station mit Kopfhörern anhörbar gemacht werden, den Kurzfilm möchte die Klasse über einen Laptop oder Beamer zeigen und die Fotostrecke wird in Form von großformatigen Ausdrucken neben dem selbstgezeichneten Comic an Stellwänden präsentiert. Alle digitalen Daten wurden abschließend gesichert und für die Ausstellung aufbereitet. Damit waren die Grundlagen gelegt, um nach den Herbstferien gemeinsam mit der Lehrkraft den Ausstellungsaufbau umzusetzen. Die Ausstellung wird dann gezielt von allen Lehrkräften gemeinsam mit ihrer Klasse einzeln besucht, um gemeinsam über das Thema Diskriminierung zu sprechen. Desweiteren soll die Ausstellung auch Teil des nächsten geplanten Elternabends der Schule sein.

Fazit und Feedback

In der abschließenden Feedback-Runde äußerten sich die Schülerinnen sehr positiv zum Workshop. Viele gaben an, dass sie durch das Projekt ein besseres Verständnis dafür entwickelt haben, was Diskriminierung bedeuten kann und wie sie dagegen Haltung zeigen können. Die kreative Auseinandersetzung mit dem Thema hat den Teilnehmer:innen nicht nur neues Wissen vermittelt, sondern auch sichtbar Spaß gemacht. Besonders hervorgehoben wurde die Möglichkeit, unterschiedliche Medien auszuprobieren und eigene Ideen frei umzusetzen. So empfanden es die Schüler:innen als spannend, mit den Apps auf ihren Geräten zu arbeiten und gleichzeitig auch professionelle Technik – etwa die Filmkamera oder profesionelle Filmlampen oder KI-gestützte Bildbearbeitung von Photoshop Pro– kennenzulernen.

Die entstandenen Produkte erfüllten die Jugendlichen mit Stolz. Einige waren überrascht, wie wirkungsvoll man mit einfachen Mitteln (Smartphone, kostenloser Software) Ergebnisse erzielen kann, die sie sonst nur von Profis erwartet hätten. Die Vielfalt der Ergebnisse zeigte zudem, dass jede Teilnehmerin ihre individuellen Stärken einbringen konnte – sei es beim Zeichnen, Filmen, Fotografieren oder Sprechen. Auch die begleitende Lehrkraft zog ein sehr positives Fazit: Der Workshop habe den Schülerinnen einen neuen, handlungsorientierten Zugang zum Thema Diskriminierung ermöglicht und gleichzeitig ihre Medienkompetenz gestärkt.

Abschließend ist festzuhalten, dass durch die geplante Ausstellung der geschaffenen Medienwerke das Thema nachhaltig im Schulalltag verankert wird. Die Schülerinnen freuen sich darauf, ihre Arbeiten nach den Herbstferien der gesamten Schule und den Eltern zu präsentieren. Dieses breite Teilen der Ergebnisse trägt dazu bei, das Bewusstsein für Diskriminierung über die Workshop-Gruppe hinaus zu schärfen und den Einsatz kreativer Medienarbeit in der schulischen Bildungsarbeit sichtbar zu machen.

Workshopergebnisse:

Film


Hörspiel

Fotografie

Die Ergebnisse sind nur zur eigenen Ansicht. Eine Weitergabe an Dritte ist aus Datenschutzrechtlichen Gründen untersagt.

Der Workshop wurde durchgeführt von Martin Rühr (SINN MEDIA) und Jonas Baumann (Regisseur) Mehr Informationen unter www.sinn-media.de

In Kooperation mit der Städtischen Anne-Frank-Mädchen-Realschule München: http://www.afr.musin.de/

Gefördert im Rahmen des medienpädagogischen Förderprogramms des Stadtjugendamts München und Netzwerk Interaktiv – Münchner Netzwerk Medienkompetenz. https://kooperationsprojekte-muc.de/