SINUS – „SOUND, GAME, FREUDE & SINN“ – Musik zum Anfassen
Ziel des Projekts war, mittels der grafischen Programmierumgebung Pure Data, Jugendliche unabhängig von Geschlecht, nationaler Herkunft und Bildungshintergrund an den kreativen Umgang mit neuen Medien heranzuführen. Dabei sollten mehrere Aspekte künstlerischen Gestaltens, Wahrnehmungsschulung sowie technische und wissenschaftliche Hintergründe vermittelt werden.
Zum Abschluss des Projekts war eine Performance oder öffentliche/halböffentliche Aufführung, je nach Interesse oder Begeisterung der Jugendlichen, geplant, in denen die im Projekt gewonnen Erfahrungen und Kenntnisse verarbeitet und gestalterisch zusammengeführt würden.
Das Projekt gliederte sich in drei Einheiten:
- Pure Data Workshops
- Klangdusche Jam
- ICH – kann was! Lerncoaching
Die erste Einheit beinhaltete folgende Aktivitäten:
- Kurze musikalische Session mit einfachen akustischen Instrumenten/Klangerzeugern
- Einführung in die grafische Programmierumgebung Pure Data
- Selbständiges Nachbauen eines Synthesizers in Pure Data durch Jugendliche
- Bedienung des Synthesizers durch externe Interfaces (Joystick, MIDI-Controller)
- Exkursion in die akustische Umgebung eines Parks mit musikalischer Begleitung durch Jugendliche und der Projektleitung; Erforschung von Gegenständen im Park, die Geräusche erzeugen (Sand, getrocknete Blätter, Äste, Kaffeebecher), Recording dieser Geräusche mit dem Handy
- Jugendliche nehmen eigenständig ihre Musik vom Handy auf und mixen die Tracks mit eigenen Vocals
- Gemeinsame Aufnahme mit dem Material der Jugendlichen durch die Projektleitung
Die zweite Einheit war die Präsentation – die Performance des Projekts in Form einer Jam oder einer akustischen Performance angesetzt, in der Jugendliche ihre Erfahrungen mit Klang und den Umgang mit neuen Medien im Allgemeinen im Zusammenspiel miteinander erproben konnten.
Elemente der Klangdusche Jam waren:
- Testen und Ausprobieren verschiedener elektronischer, akustischer Instrumente, Klangerzeuger und Mikrofone, Einführung in Pure Data Synthesizer
- Akustische Einführung in das Prinzip der Klangdusche
- Zusammenspiel der Jugendlichen mit selbst gewählten Instrumenten und erlernten Griffen oder Klangmustern
- Aufnahme einer Session der Jugendlichen mit Beteiligung der Projektleitung
Die dritte Einheit umfasste folgende Inhalte und baute auf die vorherigen auf:
- Lerncoaching – ein stärken- und ressourcenorientierter Ansatz
- Pure Data und Lerncoaching (Physik, Mathematik und Pure Data ist die Kombination aus Informatik, Mathematik und Musik, d.h. diese Inhalte wurden spielerisch erlernt)
- Weitere Lerncoaching-Einheiten erfolgten bis Dez. 2010 und finden bis heute mit der AEH statt.
Das Schwerpunktthema war die Wahrnehmung von Klang mit Hilfe der Sensibilisierung durch Pure Data sowie die Interaktion über Klang/Musik in der Gruppe. Die teilnehmenden Jugendlichen haben das ihnen unbekannte Instrument der elektronischen Programmierung kennen gelernt sowie ihnen unbekannte Instrumente, zu denen sie keinerlei Vorkenntnisse hatten. Ihrer natürlichen Neugierde nach erforschten sie deren spezifische Klangqualitäten und wurden dabei mit wissenschaftlichen Hintergründen von Klang durch die Projektleitung begleitet.
Die Botschaft des Zusammenspiels durch Klang wurde sofort intuitiv durch die Jugendlichen aufgenommen, indem sie selbständig mit dem ihnen angebotenen Material, Raum und Rahmen interagierten. Die Programmierumgebung Pure Data hatte für die Jugendlichen durch ihre Komplexität leider nur wenig Anreize, ohne weitere Anleitung oder Übungsstunden eigene Ziele in Hinsicht auf Klangerzeugung zu verfolgen, was auch der fremden Welt des abstrakten Klanges zu Grunde lag.
Die Jugendlichen zeigten sich sehr interessiert, diese Art der Programmierung kennen zu lernen und zu erfahren. Es wurde in grundlegende Bausteine wie Sinusgenerator (sin~), Lautstärkeregelung (*~) und den Ausgang zur Soundkarte (dac~) eingeführt, die die Jugendlichen sofort verstanden und durch eigenständiges Nachbauen im Patch erfahren konnten. Durch Anschluss externer Steuergeräte wie Joystick konnten die Jugendlichen ihre eigenen Klanggeneratoren in der Tonhöhe steuern, hatten also schon ihr eigenes Instrument realisiert und waren fähig, es zu bedienen.
Wir hatten mit dem Recording von Geräuschen im Park, dem Manipulieren von Tracks der Musik der Jugendlichen, zu denen sie auch selbständig Vocals (Rap) hinzufügten, und mit der Klangdusche die Grundlagen geschaffen, um die Implementation des Materials in Pure Data sowie die Erfahrungen der Jugendlichen weiter im Projekt fortzusetzen.
Was nächstes Mal optimiert werden kann, ist die Anleitung der Jugendlichen durch Übungen oder besser vorbereitete Set-Ups, um die Klang-, Musik- und Hörgewohnheiten der Jugendlichen effektiver aufzugreifen. Wir als Projektleiter sahen uns zudem mit unvorhersehbaren organisatorischen Schwierigkeiten konfrontiert, die sich aus der Kommunikation mit der AEH und Terminen der Eltern vom St. Anna Gymnasium ergaben. Für künftige Projekte ist es daher essenziell, vor Ort und eng mit anderen Einrichtungen zu arbeiten, die Jugendliche in der offenen Jugendarbeit selbst betreuen.
Veranstalter
ICH – kann was! vor ORT e.V.
Ansprechpartnerin: Sonja Guggenberger
Tel.: 089 – 470 878 18
E-Mail: info@ich-kannwas.de
www.ich-kannwas.de
Anliegen des Vereins ist es, insbesondere bedürftige und benachteiligte Kinder und Jugendliche, die bisher oftmals nur die Schattenseiten des Lebens sehen durften, zu unterstützen. Die Chancen und Möglichkeiten dieser jungen Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller – ethnischer Herkunft deutlich zu machen und zu fördern. Unser Satzungszweck wird ganz konkret in der Praxis verwirklicht durch lerntherapeutische Maßnahmen, Lerncoaching, schulische Lernbegleitung in Verbindung mit Begleitung, Beratung zur allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie, Hilfe und Unterstützung der Eltern. Die Begleitung der Angebote von Bildungsmaßnahmen und Veranstaltungen, wie Durchführung solcher Maßnahmen wird mit anerkanntem qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt. Wir arbeiten im interdisziplinären Fachteam. Ebenso besteht ein hohes Interesse an der Vernetzung- und Kooperation der Einrichtung in das lokale Umfeld, d.h. Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe und anderen Einrichtungen und Trägern der Jugendhilfe.