Soziales Abstellgleis
Von Herbst 2018 bis zum Frühjahr 2019 lief das Projekt „Soziales Abstellgleis“. Es ging darum, die Lebenswelt – analog und digital – von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wohnungslos sind oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, kennenzulernen. Dazu wurden mit jungen Menschen Gespräche geführt, die auf der Straße leben oder lebten. Ebenso wurden Streetworker*innen zu diesem Thema interviewt, um die Hilfsangebote der Stadt München kennenzulernen.
Die Interviews wurden vorwiegend von jungen Menschen durchgeführt, die ebenfalls auf der Straße leben, vorübergehend in einer Notunterkunft untergekommen sind oder in einer privaten WG wohnen, die von der Vermieterin für Menschen mit dem Hintergrund Wohnungslosigkeit zur Verfügung gestellt wird.
Es gestaltete sich zum Teil schwierig, da z.B. die zur Verfügung gestellten iPads mangels Strom nicht geladen waren, wenn sie einsatzbereit sein sollten. Etwas, das wir, die wir in Wohnungen leben, uns kaum vorstellen können. Steckdosen gibt es nicht überall öffentlichen Raum, in den Notunterkünften wird das, was sich irgendwo ohne Besitzer*in befindet, in der Regel gestohlen.
Die Ergebnisse waren zwiespältig. Einerseits gibt es Angebote, Jugendliche unter 18 Jahren werden relativ zeitnah „gefunden“ und in entsprechende Jugendwohngruppen überführt. Für junge Erwachsene stellt sich die Sache deutlich schwerer dar. Die Hilfsangebote werden weniger. Angebote für Transmenschen sind quasi nicht existent bisher.
Interessant war der wiederholt erwähnte Unterschied zwischen „deutschen“ Wohnungslosen, die zum Teil mit psychischen Problemen belastet sind, im Gegensatz zu den „Arbeitsmigranten“, die ebenfalls auf der Straße leben und die die Notunterkünfte vorwiegend aufsuchen. Die hygienischen Zustände in den Notunterkünften sind zum Großteil verheerend. Zwischen den Gruppierungen kommt es häufig zu Streit, Gewalt und Eskalation.
Alkohol ist dabei ein großes weiteres Thema. Die Suchtgefahr bei auf der Straße lebenden Menschen ist deutlich erhöht, da Alkohol hilft zu verdrängen (und auch besser bei Kälte zu schlafen). Schwarzfahren mit Gefängnisstrafe, ein weiteres Thema. Es handelt sich bei Schwarzfahren um eine Straftat und mehrere der jungen Menschen waren aus diesem Grund bereits im Gefängnis. Und so beginnt ein Kreislauf, aus dem es schwer ist zu entrinnen.
Dies wird im Wesentlichen von den Fachstellen wie ConAction (Condrobs) und Teestube KOMM (Evangelisches Hilfswerk) so bestätigt. Es besteht ein hoher Nachbesserungsbedarf in diesem Bereich.
Wir danken den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. Ebenso den Mitarbeiter*innen der Fachstellen für ihre kritischen und offenen Stimmen dazu.
Das Projekt wurde im Rahmen des medienpädagogischen Förderprogramms von Stadtjugendamt München und Netzwerk Interaktiv, www.kooperationsprojekte-muc.de gefördert.