„Spielstadt 2.0“ – Mini-München-Medienzentrum
Zusammenfassung der Projektziele, -aktivitäten und -ergebnisse
Ziel des Projekts war es, die in der Spielstadt Mini-München vorhandenen Medien stärker zu vernetzen. Darüber hinaus sollten neue partizipative und kreative Nutzungsmöglichkeiten von Internet und Multimedia in der Spielstadt-Gesellschaft erprobt und für Kinder nutzbar gemacht werden.
Zu diesem Zweck wurde eine Spielstadt mit einer ausdifferenzierten Medienlandschaft geschaffen. Täglich erschien die Stadtzeitung MiMüZ und in diesem Jahr zum ersten Mal auch das Wochenmagazin Mini-München-Spitzer. Das Stadtfernsehen MüTivi berichtete mit einer täglichen Nachrichtensendung und es gab auch ein Kino, eine Internetredaktion des städtischen Kinderportals pomki.de sowie eine Werbeagentur und eine Druckerei. Das Projekt Mini-München 2.0 vernetzte alte und neue Medien und implementierte ein zeitgemäßes „Social Internet“ in das Spielstadtgeschehen.
Eine intuitiv zu bedienende Internetplattform (www.mini-muenchen-web.info, das Spielstadtportal zum Mitmachen) ermöglichte es den Kindern eigene Inhalte in Form von Weblogs, Veranstaltungstipps, Umfragen, einem Lexikon sowie Podcasts, Fotos und Filmen im Internet zu veröffentlichen und die Beiträge anderer zu kommentieren. Im neu gegründeten Spielstadtbereich „Medienzentrum“ konnten die jungen Mini-MünchenerInnen unter medienpädagogischer Anleitung an mehreren Arbeitsplätzen produktiv werden und die vielfältigen Möglichkeiten moderner Internetanwendungen erleben.
Dem Spielsystem entsprechend wurden die Kinder während der 15 Spieltage über das Arbeitsamt an das Medienzentrum vermittelt. Im Medienzentrum angelangt erhielten sie zunächst eine allgemeine Einführung in die Aufgaben des Medienzentrums von der Chefredakteurin oder dem Chefredakteur (Kinder-Beruf). Anschließend wurden die Neuankömmlinge von einem erfahrenen Kind bzw. den BetreuerInnen im jeweiligen Tätigkeitsbereich unterwiesen. Das Medienzentrum bot verschiedenartige Möglichkeiten der Mitarbeit, z.B. bei Online-Redaktion, Blog, Audio, Foto, Video, Trickfilm- und Handyclip-Produktion, aber auch in der Verwaltung und Organisation oder der Werbung.
Nachdem sich die Arbeitsuchenden im System mit ihrem Namen, einer E-Mail-Adresse (falls vorhanden) und einem Benutzernamen angemeldet hatten (dazu konnte man sich noch einen Avatar auswählen), verfassten sie multimediale Beiträge für das Weblog, das Online-Tagebuch über die Spielstadt und den Rest der Welt sowie für das eigene Mini-München-Lexikon. Sie entwickelten Umfragen und veröffentlichten Veranstaltungstipps im Kalender. Podcasts, eigene Video-, Handy- und Trickfilme waren ausgesprochen beliebt, doch erwies sich der Spielstadt-Blog als die begehrteste journalistische Form. Die kurzweilige Erstellung von Blog-Artikeln mit der Möglichkeit diese später noch zu redigieren oder zu ergänzen, die Interaktivität mittels der Kommentarfunktion und die ausgesprochene Themenvielfalt überzeugten die jungen JournalistInnen. Die Tagebucheinträge beschäftigen sich unter anderem mit dem Essen in Gasthaus, mit Erlebnissen aus dem Spielstadtalltag oder mit Beobachtungen aus anderen Arbeitsfeldern. Sie kommentieren das Kinoprogramm und die aktuelle Ausgabe der Spielstadtzeitung, gaben Entscheidungen des Gerichts bekannt und berichteten vor allem akribisch über die politische Arbeit der StadträtInnen und BürgermeisterInnen.
Besonderheiten bei der Projektdurchführung
Im Hinblick auf den gewählten Schwerpunkt
Im Mittelpunkt des Projekts stand die Vernetzung der Spielstadt basierend auf der dort vorhandenen Medienlandschaft. Die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Web 2.0 standen hierbei im Vordergrund des Projekts. Wichtige Ziele waren hierfür die Niederschwelligkeit der Anwendungen, die Offenheit und Gestaltbarkeit des Content Management Systems und die kreative Vielfalt der medialen Produkte.
Verschiedenartige Tools wie Weblog, Wiki oder Online-Abstimmungen stellten für Kinder und Jugendliche innerhalb und außerhalb der Spielstadt unterschiedliche Nutzungsformen für internetbasierte Kommunikation zur Verfügung und eröffneten neue Beteiligungsmöglichkeiten am Stadtleben.
Die Zugriffszahlen (laut Serverstatistik) dokumentieren das hohe Interesse an den Online-Aktivitäten der Mini-MünchenerInnen: August 2008: 200.000 Anfragen, davon 1.550 unterschiedliche Besucher; September 2008: 55.000/ 1.660; Oktober 2008: 37.000/ 2.600. Überdies bestätigen die erfreulichen Beteiligungszahlen (davon über 60% in der Kernzielgruppe der 8–13-Jährigen) das pädagogische Konzept des Spielstadt-Portals.
Gleichfalls als Erfolg zu werten sind die zahlreichen Beiträge in unterschiedlichen medialen Formen. Für den Aufforderungscharakter und das interaktive Potential sprechen insbesondere die 210 Kommentare auf insgesamt 92 kommentierte Beiträge. Die Kinder entdeckten die zur Verfügung stehenden Funktionen schnell für sich und konnten nach kurzer Zeit selbständig mit dem System arbeiten. Aus dieser Erfahrung heraus und aufgrund der Rückmeldung der Kinder musste das ursprüngliche Vorhaben eine ausführlichere Gebrauchsanweisung zu verfassen nicht realisiert werden. Wie erhofft erwies sich das dynamische Stadtleben mit tausenden BesucherInnen und unzähligen individuellen Ereignissen und Erlebnissen als idealer Nährboden für das Projekt.
Auch nach dem Ende der Spielstadt wurde und wird vereinzelt auf die Seite zugegriffen sowie neue Einträge erstellt. Das Portal bleibt bis zur nächsten Spielstadt in zwei Jahren bestehen und wird über diesen Zeitraum hinweg gepflegt, um dann wieder als eigener Bereich betrieben zu werden. Somit wird diese Projektidee auch dem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht.
Im Hinblick auf die der Arbeit mit den Zielgruppen
Zielgruppe waren Kinder im Alter von 7 bis 16 Jahren wobei Multimedia- bzw. Internetvorkenntnisse nicht erforderlich waren. Das Medienzentrum war in einem ca. 60 qm großen Bereich im Erdgeschoss der Event-Arena angesiedelt und mit 12 PC-Arbeitsplätzen sowie Fotoapparaten, Videokamera, Kamerahandys, Audiorekorder und einem Tricktisch ausgestattet. Fünf MitarbeiterInnen unterstützten die Kinder im Medienzentrum bei der Erstellung ihrer Text-, Audio- und Videobeiträge für das Mini-München-Portal.
Komplizierter als gedacht erwies sich die Einbindung anderer Spielstadtbereiche bzw. der dort beschäftigten Kinder, insbesondere derjenigen ohne Online-Arbeitsplätze. Hier fehlte es an frei zugänglichen „Surf-Stationen“, um nicht direkt am Medienzentrum „angestellten“ Kindern eine Chance zur aktiven Teilhabe beispielsweise durch Kommentierung von Blog-Einträgen, zu geben. Auch die aktive Vernetzung mit den anderen Spielstadt-Medien könnte bei einer erneuten Projektdurchführung verstärkt vorangetrieben werden. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung der jeweiligen (kleinen und großen) MitarbeiterInnen erwies sich beispielsweise die regelmäßige Veröffentlichung von Fernsehbeiträgen im Netz als schwierig.
Im Hinblick auf die Medienwahl
Das Spielstadt-Portal zum Mitmachen basiert auf der CMS-Software Drupal. Drupal ist aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten, mit anderen zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen und einem ausdifferenzierten Berechtigungssystems (über die Definition von verschiedenartigen Rollen: Blogger, Redakteur, Chefredakteur etc.) als Social-Software zu verstehen.
Eine Grundstruktur wurde noch im Juli bei einem Mini-München-Vorlaufprogramm getestet. Auch während des Spielstadt-Betriebes wurde das System mehrmals verändert und den praktischen Erfahrungen angepasst, wie zum Beispiel in der Navigation oder bei Überschriften. Nach und nach erschlossen sich die UserInnen immer weitere Ebenen und Eingriffsformen, wie Veranstaltungstipps, Kommentarfunktion oder Verlinkung zu Inhalten außerhalb des Portals. Innerhalb der Spielstadt wurde das Mini-München-Web durch Werbeaktionen der Kinder, einen Infoscreen an einer Außenwand des Medienzentrums, Aufrufe, Anzeigenschaltungen und nicht zuletzt durch Verteilung des gedruckten Miniflyers bekannt gemacht.
Produkte und Veröffentlichungen
Insgesamt verfassten und gestalteten die Kinder 351 Tagebucheinträge, 61 Lexikonartikel, 19 Podcasts, 159 Fotos, 37 Filme (sowie 22 Links auf YouTube-Filme), 42 Kalendertipps und 107 Umfragen. Alle Produkte können über www.mini-muenchen-web.info abgerufen werden.
Ausblick
Das Spielstadtportal zum Mitmachen bleibt online und wird regelmäßig gepflegt und wird bei der 15. Spielstadt im Sommer 2010 erneut als eigenständiger Bereich in Betrieb gehen. Geplant ist in der Zwischenzeit eine Ausweitung der Seite, um diese auch als Portal zur Vernetzung und Präsentation weiterer Spielstädte im In- und Ausland nutzen zu können.
Weiterführende Informationen
www.mini-muenchen-web.info
www.kulturundspielraum.de
Veranstalter
Kultur und Spielraum e.V. (Kinder- und Jugendforum)
Ansprechpartnerin: Reinhard Kapfhammer
Ursulastr. 5
80802 München
Tel. (089) 341676
Fax (089) 341677
info [bei] kulturundspielraum.de
www.kulturundspielraum.de