SUPERNERDS – Wie sicher sind deine Daten? Interaktives Event von DOK.education
Ein Großteil der Kommunikation findet heute über das Smartphone statt. Über What’s App und Facebook oder per Video-Chat über die Handykamera Informationen auszutauschen ist so alltäglich geworden, dass niemand mehr über die übermittelten Inhalte nachdenkt – und das, obwohl die prekäre Situation unserer persönlichen Daten in aller Munde ist.
Zielsetzung und Zielgruppe
Ziel des Projekts „SUPERNERDS – Wie sicher sind deine Daten?“ war es, Jugendlichen bewusst zu machen, dass die abstrakte Debatte um das Thema Datensicherheit sie selbst in massiver Weise betrifft. In Form eines zweistündigen Events boten wir dazu ein Aufklärungsprogramm an, das durch interaktive „Live-Action“-Elemente und seinen Peer-Charakter Spaß machen und gleichzeitig an Beispielen aus der Erfahrungswelt der jungen MediennutzerInnen verdeutlichen sollte, wie allgegenwärtig Datentracking und co. tatsächlich sind und welche ganz konkreten Auswirkungen das auf das wirkliche Leben haben kann. Gezielte „Schreck“-Momente sollten am eigenen Leib spürbar machen, wie sich der Verlust der Privatsphäre im Zeitalter digitaler Überwachung und Datenspeicherung anfühlt. Durch den interaktiven Einbezug sollte bei den Jugendlichen der Wunsch zum eigenen aktiven Handeln angeregt und so für die eigene Mediennutzung sensibilisiert werden.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des „Thementags Datensicherheit und Demokratie“ von DOK.education, dem Kinder- und Jugendprogramm des Internationalen Dokumentarfilmfestival München, am 10. Mai 2016 im Kino der HFF München statt. Angesprochen waren 8. bis 12. Klassen aller Schularten. Ausdrücklich richtete sich die altersgerechte, spielerische Veranschaulichung des sehr komplexen Themas auch an Berufs- und Mittelschulen. Mit 290 teilnehmenden SchülerInnen war die Veranstaltung ausgebucht.
Es handelt sich bei dem Projekt um eine jugendgerechte Adaption des crossmedialen Events SUPERNERDS unseres Kooperationspartners gebrueder beetz filmproduktion, das im Mai 2015 im WDR ausgestrahlt wurde.
Veranstaltungsablauf und Medieneinsatz
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung gab ein Suddenlife Game den Anstoß zur Beschäftigung mit der Thematik. Die Jugendlichen, die sich freiwillig mit ihrer Handynummer registriert hatten, erhielten per SMS Hinweise über die Aufzeichnung ihrer Telefongespräche, Nachrichtenverläufe und ihr Bewegungsprofil. Die Unsicherheit darüber, ob es sich hierbei um einen Fake handelt oder nicht, sollte zur Sorge um die eigenen Daten führen und für Gesprächsstoff innerhalb der Peergroup sorgen.
Das Event im Kino eröffneten wir mit der 30-minütigen Dokumentation DIGITALE DISSIDENTEN, in der Assange, Snowden und co. von ihrer Motivation berichten, im Kampf für unser Grundrecht auf Privatsphäre ihre eigene Freiheit aufs Spiel zu setzen.
In einer Art interaktivem Vortrag wurden anschließend durch den Einsatz verschiedener Web-Tools unterschiedliche Aspekte des Themas beleuchtetet. Ein Datenexperte begleitete die einzelnen „Live-Action“-Elemente, kontextualisierte diese mit Informationen zum alltäglichen Ausmaß der jeweiligen Punkte und gab praktische Hinweise zum Datenschutz. Positive Handlungsanregungen sollten so einem Gefühl der Ohnmacht bei den Jugendlichen entgegenwirken.
Mithilfe des Web-Tools DO NOT TRACK wurde das Profil eines exemplarischen Facebook-Nutzers analysiert. Dabei wurde aufgezeigt, welche Schlussfolgerungen (etwa über das psychologische Profil des Users) sich aus den generierten Daten ziehen lassen und welche Folgen das für seine Zukunft haben könnte, z.B. bei ArbeitgeberInnen oder Versicherungen.
Wie leicht jede/r auf legale Weise eine andere Person überwachen kann, wurde am Beispiel des Web-Tools „Mspy“ demonstriert. Dazu wurden alle SchülerInnen aufgefordert, in die Kamera ihres Smartphones zu schauen. Live führten wir einen Kamera-Hack vor und projizierten das Bild eines (vorher eingeweihten) Schülers auf die Leinwand.
Zur eigenen Reflexion und zur nachhaltigen Aufbereitung der Veranstaltungsinhalte im Netz hatten die SchülerInnen abschließend die Gelegenheit, in kurzen Videobotschaften Statements zum Thema für eine Twitterwall abzugeben.
Eine Sammlung an Informationsmaterial zum Thema, das wir den Lehrkräften zur Veranstaltung anboten, ist auf unserer Website abrufbar.
Auswertung
Die vielen positiven Reaktionen von Lehrkräften und die rasche Ausbuchung der Veranstaltung bestätigen, dass ein großer Bedarf an Angeboten besteht, die das hochaktuelle Thema Datensicherheit auf jugendgerechte, unterhaltsame Weise vermitteln.
Der gewünschte „Wachrüttel“-Effekt bei den SchülerInnen war mehrfach deutlich zu beobachten, sodass eine nachhaltige Wirkung der Veranstaltung realistisch erscheint. Besonders beeindruckt zeigten sie sich von dem live durchgeführten Einbruch in die Handykamera eines Mitschülers. Wie leicht es tatsächlich ist, Spy-Software zu erwerben und anzuwenden, war für viele schockierend. So erwiesen sich trotz einer gewissen Vorbildung zum Thema gerade die Informationen zum alltäglichen Ausmaß einzelner Aspekte als neu und anregend für die Jugendlichen. Auch von Berufsschul-LehrerInnen haben wir die Rückmeldung erhalten, dass das Programm bei den SchülerInnen gut angekommen und nach der Veranstaltung noch mehrfach Thema in der Klasse gewesen sei.
Ein Programmpunkt, der weniger gut funktioniert hat, war die geplante Auswertung des Facebook-Profils eines exemplarischen Schülers mittels DO NOT TRACK. Es erklärte sich niemand aus dem Publikum dazu bereit, sein Profil analysieren zu lassen, sodass die Medienpädagogin, die das Programm begleitete, selbst einspringen musste. Zum einen erwies sich, dass viele Jugendliche das soziale Netzwerk gar nicht mehr nutzen und stattdessen andere Plattformen bevorzugen (Snapchat, Instagram), zum anderen schien durch Vorwissen und die vorab angeschaute Dokumentation ein gewisses Misstrauen, die eigenen Daten preiszugeben, schon etabliert zu sein.
Für die verschiedenen „Live-Action“-Elemente erfordert es einen kompetenten technischen Support und einige technische Voraussetzungen am Veranstaltungsort (etwa eine stabile schnelle WLAN-Verbindung). Nicht zuletzt sollte genügend Zeit eingeplant werden. In unserem Fall kam der abschließende Programmpunkt bei insgesamt zwei angesetzten Zeitstunden deutlich zu kurz: Für das eigene Erstellen von Videobotschaften für eine Twitterwall blieb leider so gut wie keine Zeit.