WEBFUGEE
Einseitige Berichterstattung, Falschmeldungen und gefilterte Inhalte auf Sozial-Media-Plattformen sind heutzutage überall im Internet „zu finden“. Oft ist es schwer, derartig bedenklichen Content auch als Solchen zu erkennen; auch für Denjenigen, der sich vermeintlich gut im Netz auskennt.
Der Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.“ bereitet in einer schulanalogen Maßnahme (KOMM-Projekt) junge Geflüchtete, die eine speziellere und intensivere Förderung als an einer Regelschule benötigen, auf das Erreichen des (qualifizierten) Mittelschulabschlusses vor. Viele von ihnen hatten in ihren Heimatländern nur einen stark eingeschränkten Zugang zu Internet-Medien und/oder sind im Umgang mit Computern und dem Internet noch nicht so sicher wie gleichaltrige deutsche Jugendliche. Ihnen fällt es also in der Regel deutlich schwerer, sich im Netz zurechtzufinden und in der Folge ist die Gefahr, die von bedenklichen Inhalten ausgeht für sie noch größer.
Die Veranstaltungen im Rahmen des Projekts helfen den jungen Geflüchteten, sich in der digitalen Welt besser zurechtzufinden, die vielen Vorteile der globalen Vernetzung für sich zu nutzen und die Schattenseiten besser zu durchschauen.
Projektziele
- Grundkenntnissen am Computer
Bei vielen der Projektteilnehmer war es nötig, erst ein grundsätzliches „Know-How“ zum Umgang mit Computern zu vermitteln.
- Recherche
Im nächsten Schritt war es uns wichtig, den Schülern beizubringen, wie man gezielt relevante Informationen recherchiert. Gerade im Hinblick auf den baldigen Schulabschluss einiger Teilnehmer, stellt die Fähigkeit sich im Internet Informationen beschaffen zu können, einen großen Vorteil dar.
- Umgang mit Medien-Inhalten
Auch wollten wir die Jugendlichen für einen bewussten Umgang mit potenziell fragwürdigen Medien-Inhalten, wie Fake-News, einseitiger Berichterstattung oder gefilterten Inhalten sensibilisieren.
Projektdurchführung
Wir haben mit insgesamt 20 jugendlichen Geflüchteten aus dem KOMM-Projekt (Schulanaloge Maßnahme des Vereins „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.“) zusammengearbeitet. Viele von Ihnen standen vor einem (Qualifizierenden) Mittelschulabschluss im Schuljahr 2018-2019 oder 2019-2020, waren also in den meisten Fällen mindestens auf einem A2-Sprachniveau. Sie hatten dementsprechend keine Probleme, die deutschsprachigen Projekt-Mitarbeiter zu verstehen.
Jeder Schüler hatte während der Projektlaufzeit Zugriff auf ein Chromebook (Android; Internetfähig) und Zugang zu einer stabilen Internetverbindung via WLAN.
Die Kursmodule wurden in den Stundenplan des KOMM-Projekts integriert.
Phase 1: Arbeit mit einem Computer
Zu Beginn haben wir die Teilnehmer langsam an die verschiedenen Funktionen und Möglichkeiten, die ein Computer bietet herangeführt. Hier war es interessant zu sehen, dass einige Jugendliche den Computer oder andere Devices lediglich mit der Nutzung sozialer Plattformen in Verbindung brachten und dementsprechend kaum bis gar nicht mit anderen Funktionen vertraut war. Wir haben hier einen Grundstock gelegt, auf den wir im weiteren Verlauf des Projekts und darüber hinaus aufbauen konnten. Einige Schüler, die sich bereits besser mit der Bedienung auskannten, haben jeweils mit Schülern, die weniger Vorkenntnisse besaßen zusammengearbeitet. Das hatte eine tolle Gruppendynamik über die gesamte Projektlaufzeit zur Folge.
Phase 2: Informationen aus dem Internet / „Was ist Wikipedia?“
Wir haben in diesem Abschnitt zum einen theoretisch vermittelt, welche Möglichkeiten es im Internet zur Informationsbeschaffung gibt. Zum anderen haben die Jugendlichen selbstständig verschiedene Aufgabenstellungen bearbeitet, für die sie selbstständig Internetrecherche betrieben und so das Gelernte angewandt haben. Sie haben Beispielsweise Referate vorbereitet und Informationsplakate angefertigt.
Phase 3: Differenzierte Bewertung von Informationen
„Ist diese
Information richtig? Beruht dieser Facebook-Post auf Tatsachen? Und kann ich mir
überhaupt jemals sicher sein, ob eine Darstellung im World-Wide-Web auch
wirklich wahr ist?“
Im nächsten Schritt haben wir uns damit beschäftigt, Inhalte im Netz zu
hinterfragen und auf ihren Wahrheitswert zu überprüfen. Wir wollten den
Schülern vermitteln, dass man gerade online Gefahr läuft, durch „Filterblasen“,
einseitige Berichterstattung oder „Fake-News“ auf eine falsche Fährte gelockt
zu werden.
Wir haben hierfür die Themengebiete Flucht und Klimawandel aus verschiedenen
Blickwinkel betrachtet und jeweils gegensätzliche Meinungen und Berichte aus
dem Internet einander gegenübergestellt. So haben wir die Fähigkeit vermittelt
sich möglichst objektiv mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Fazit
Das Projekt fand bei den geflüchteten Jugendlichen großen Anklang. Bei vielen war zu beobachten, dass ihnen die Erfahrungen bei WEBFUGEE einen anderen Blick auf das Internet eröffnet haben. Die erworbenen Grundkenntnisse an den Computern und die Fähigkeiten zur Informationserlangung über das Internet, welche vermittelt wurden, werden den Jugendlichen in Zukunft auf dem weiteren Bildungsweg oder auf dem Arbeitsmarkt helfen.