Whoever You Want Workshop von SINN MEDIA

Whoever You Want

Mit KI zum idealen Selbstbild?

Konzept

Im Rahmen des medienpädagogischen Förderprogramms von Stadtjugendamt München und Netzwerk Interaktiv wurde mit dem Projekt „Whoever You Want – Mit KI zum idealen Selbstbild?“ ein viertägiger Workshop für Schülerinnen der 7. Klasse der Städtischen Anne-Frank-Mädchen-Realschule durchgeführt. Ziel des Workshops war es, den Teilnehmerinnen einen kritischen und kreativen Umgang mit digitalen Werkzeugen und Künstlicher Intelligenz zu vermitteln und dabei zentrale Themen wie Identität, Selbstbild, Perfektionismus und digitale Selbstdarstellung zu reflektieren.

Ausgehend von der Analyse von Vorbildern und Influencer-Personas entwickelten die Schülerinnen individuelle Avatare, sogenannte Superheldinnen, die ihre eigenen Stärken, Eigenschaften und Ideale widerspiegelten. Mithilfe von KI-gestützten Tools wie Adobe Photoshop (KI-Bildbearbeitung), Canva und ChatGPT lernten sie, Bilder kreativ zu gestalten, eigene Charaktere zu entwickeln und diese in selbst entworfene virtuelle Welten einzubetten. Der Workshop verband dabei technische Kompetenzen (Fotografie, digitale Gestaltung, KI-Bildbearbeitung) mit Reflexionsphasen zu Identität und gesellschaftlichen Schönheitsidealen.

Am Ende des Projekts standen individuelle Character Selection Screens, auf denen die Schülerinnen sich selbst, ihre Idole und ihre selbst gestalteten Superheldinnen mit Steckbrief und Welt präsentierten.

Workshop Vorbereitung 

Im Vorfeld des Workshops wurden alle organisatorischen Punkte gemeinsam mit der betreuenden Lehrkraft abgestimmt. Die Schule arbeitet auch im Schulltag mit iPads, so stand allen 27 Teilnehmerinnen ein eigenes iPad zur Verfügung. Die Arbeit mit digitalen Tools konnte so problemlos umgesetzt werden. Die benötigten Apps (Canva, Photoshop, ChatGPT) wurden von SINN MEDIA vorab an die Schule übermittelt, geprüft und auf allen Geräten installiert. Für Canva und Photoshop wurden vollwertige Testaccounts eingerichtet, damit die Schülerinnen die Pro-Versionen mit allen Funktionen nutzen konnten.

Der Workshop wurde von Martin Rühr (SINN MEDIA) zusammen mit Jonas Baumann (Regisseur) durchgeführt.

Projektablauf

Der Workshop fand vom 30.06. bis 03.07. statt und gliederte sich in vier thematisch aufeinander aufbauende Tage.

Tag 1 – Identität und Selbstdarstellung

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurden die Themen Identität, Charaktereigenschaften und Selbstbild eingeführt. In interaktiven Übungen, Kahoot Quiz und Gruppenspielen reflektierten die Schülerinnen Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was ist mir wichtig?“ und „Wie sehen mich andere?“. Anschließend recherchierten sie in Dreiergruppen Idole und Vorbilder auf Social Media, um herauszufinden, welche Eigenschaften und Darstellungsformen sie an diesen Personen faszinieren.

Die Ergebnisse wurden im Plenum vorgestellt und anschließend, nach einer kurzen Einführung ins Tool,  im digitalen Design-Tool Canva als erster Character Selection Screen visualisiert, in dem die gewählten Idole und deren Eigenschaften präsentiert wurden.

Tag 2 – Eigene Charaktere und Fotografie

Am zweiten Tag übertrugen die Schülerinnen das Konzept des Selection Screens auf sich selbst: Sie gestalteten eine eigene Charakterseite, auf der sie ihre persönlichen Eigenschaften, Interessen und Werte abbildeten.

Nach einer Einführung in Fotografie und Bildgestaltung – unterstützt durch ein interaktives Kahoot-Quiz – erarbeiteten die Gruppen Konzepte für eigene Porträtaufnahmen, die ihre gewählten Eigenschaften symbolisch darstellen sollten. Anschließend wurden im Schulgebäude und in einem improvisierten Fotostudio mit professioneller Kamera sowie iPads und Smartphones eigene Fotos aufgenommen.

Die entstandenen Bilder wurden gemeinsam betrachtet und in einer Feedbackrunde besprochen. Zum Abschluss des Tages erstellte jede Teilnehmerin ein neutrales Ganzkörperfoto, das später als Basis für die KI-Fotobearbeitung dienen sollte.

Tag 3 – Künstliche Intelligenz und Avatare

Der dritte Tag stand im Zeichen von Künstlicher Intelligenz. Spielerisch wurde die Funktionsweise, Chancen und Risiken von KI-Anwendungen erklärt. Beispielsweise erhielten die Schülerinnen eine begrenzte Anzahl an Legosteinen und dazu alle die gleiche Aufgabe wie z.B. „baue einen Hund“. Hier wurde die Funktionsweise der KI deutlich. Sie kann nur mit den Daten arbeiten, mit denen sie „gefüttert“ wurde. Diese  Daten können je nach KI variieren und begrenzt sein, was sich auch auf das Ergebnis auswirkt.

Anschließend konnten die Schülerinnen die kreativen Möglichkeiten der KI-Bildbearbeitung in Photoshop entdecken. In einem Live-Tutorial wurden Funktionen demonstriert, bevor die Teilnehmerinnen selbstständig ihre Superheldinnen-Avatare gestalteten. Der Fokus lag hierbei auch darauf die Schwächen der KI aufzuzeigen, beispielsweise der Hang dazu sich Vorurteilen zu bedienen.

Dabei konnten sie ihre Fotos verändern, neue Merkmale hinzufügen und Fantasieelemente integrieren. Jede Superheldin erhielt einen Namen, spezifische Eigenschaften und eine kurze Charakterbeschreibung. In einer gemeinsamen Präsentation wurden die fertigen Figuren gezeigt und besprochen – mit Fokus darauf, wie digitale Veränderungen Selbst- und Fremdwahrnehmung beeinflussen können.

Tag 4 – Virtuelle Welten und Reflexion

Zum Abschluss entwarfen die Schülerinnen mithilfe von ChatGPT und Canva eigene virtuelle Welten, in denen ihre Superheldinnen leben. Sie lernten, Prompts zu formulieren, um KI-generierte Ideen zu entwickeln, und übertrugen diese anschließend visuell in Canva.

In Gruppenarbeiten tauschten die Schülerinnen dann ihre Welten sodass die eigene Heldin immer wieder in eine neue Welt gesetzt wurde. So konnten sie beobachten, wie Charaktereigenschaften in neuen Kontexten wirken – wann Stärken zu Schwächen werden oder umgekehrt. Diese Erfahrung stellten wir dann gemeinsam in Kontext zur Realität.um Verständnis dafür zu schaffen, dass die Darstellung von Personen im öffentlichen Leben, vor allem auf Social-Media-Plattformen, stets nur ein bewusst gewählter Ausschnitt und nicht das reale Leben der jeweiligen Person darstellt.

Am Ende des Workshops präsentierten die Gruppen ihre vollständigen Character Selection Screens mit Steckbrief, Welt und Beschreibung vor der Klasse. In einem abschließenden Kahoot Quiz wurden die zentralen Themen Identität, Selbstdarstellung, Fotografie und KI spielerisch wiederholt.

Fazit:
Der Workshop verband Medienpraxis, KI-Kompetenz und Persönlichkeitsentwicklung auf kreative Weise. Die Schülerinnen lernten, digitale Tools reflektiert einzusetzen und kritisch über ihre Selbstwahrnehmung und Vorbilder in sozialen Medien nachzudenken. Besonders positiv hervorgehoben wurde die kreative Freiheit bei der Gestaltung der eigenen Charaktere und das praktische Fotografieren.

In der abschließenden Feedbackrunde äußerten die Teilnehmerinnen folgende Rückmeldungen:

  • Die Anfangsthemen und das Lernen neuer Dinge wurden als spannend empfunden.
  • Das Arbeiten mit Canva war interessant, wurde aber teilweise als zu wiederholend erlebt, da es mehrfach ähnliche Aufgaben gab.
  • Das Aussuchen von Idolen und das Festlegen eigener Eigenschaften fanden viele besonders cool.
  • Das eigenständige Arbeiten wurde als angenehm und motivierend beschrieben.
  • Der Umgang mit der Photoshop KI Funktion war für einige eine Herausforderung, die aber gemeinsam gemeistert werden konnte.
  • Die Fotografie-Einheit wurde als Höhepunkt des Workshops genannt.
  • Einige fanden es herausfordernd, bestimmte Eigenschaften fotografisch darzustellen.

Trotz kleinerer Herausforderungen war die Resonanz insgesamt sehr positiv. Viele Teilnehmerinnen zeigten großes Interesse an der kreativen Arbeit mit KI und erkannten, wie digitale Werkzeuge helfen können, sich selbst und andere bewusster wahrzunehmen, lernten aber auch wo die Risiken und Schwächen der KI liegen.

Der Workshop „Whoever You Want – Mit KI zum idealen Selbstbild?“ wurde durchgeführt von Martin Rühr SINN MEDIA und Jonas Baumann (Regisseur). Mehr Informationen unter www.sinn-media.de

In Kooperation mit der Städtischen Anne-Frank-Mädchen-Realschule München: http://www.afr.musin.de/

Gefördert im Rahmen des medienpädagogischen Förderprogramms des Stadtjugendamts München und Netzwerk Interaktiv – Münchner Netzwerk Medienkompetenz. https://kooperationsprojekte-muc.de/