Ausgetrickst! – gemeinsam Barrieren überwinden
Projektziele
Ziel war es, dass Jugendliche während einer Projektwoche ihre Medienkompetenzen im Bereich mobile Endgeräte und Film stärken. Dazu gehörte das Kennenlernen und Anwenden von Apps, das Erlernen des Umgangs mit der Trickfilmtechnik, die künstlerisch-kreative Arbeit, aber auch das kritische Hinterfragen des Mediums Film. Anknüpfend an die Lebens- und Erfahrungswelt der Jugendlichen mit und ohne Behinderungen sollten sie sich mit ihren individuellen Möglichkeiten ausprobieren und einbringen können und sich bewusst mit dem Thema Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe am Beispiel Mobilität und Barrierefreiheit auseinandersetzen.
Projektverlauf
Am ersten Projekttag wurden die Jugendlichen der inklusiven Klasse zunächst in das Projektthema eingeführt. Im Gespräch mit behinderten Menschen lernten sie deren Sichtweisen und Alltagsprobleme hinsichtlich barrierefreier Mobilität kennen. Sie machten sich anschließend mit Rollstühlen, Blindenlangstöcken, Blindenschrift und anderen Hilfsmitteln wie einer Kopfsteuerung für den PC vertraut und probierten diese aus.
In drei kleinen Gruppen führten sie am zweiten Tag den Stadtteilcheck entlang unterschiedlicher Routen durch. Hier erkundeten die Jugendlichen mit und ohne Behinderungen, wie sie als Rollstuhlfahrer/in, als Blinde/r und als Sehbeeinträchtigte/r im öffentlichen Raum eigenständig unterwegs sein können.
Der Stadtteil wurde dabei sowohl auf seine baulichen Barrieren als auch auf die Reaktionen und Umgangsweisen von direkt beteiligten und unbeteiligten Menschen überprüft. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe von Tablets, Digitalkameras und Papier und Bleistift dokumentiert und am Ende der Exkursion gemeinsam besprochen. Hierbei wurden am Beispiel barrierefreies Unterwegssein Werte wie Toleranz, Kooperation, Solidarität, Gleichberechtigung sowie Selbstbestimmung und Individualität in den Mittelpunkt des Gesprächs gerückt. Die Erlebnisse während der Exkursion, aber auch die Alltagserfahrungen der Jugendliche, bildeten darauf aufbauend die Basis für die Szenen ihrer eigenen Trickfilme, die in den folgenden drei Tagen mit Unterstützung von zwei Medienpädagoginnen in Video- und Audioarbeit sehr eigenständig von den Jugendlichen umgesetzt wurden. Am Ende präsentierten sie die Trickfilme im schulischen Rahmen auf dem Sommerfest ihren Mitschüler_innen, Lehrer_innen, Eltern und Interessierten.
Zeit- und Raumbedarf und Technik
Das Projekt wurde an 5 Schulvormittagen von ca. 9:00-13:00 in zwei Räumen des Derksen-Gymnasiums bzw. in der Schulumgebung durchgeführt. Gearbeitet wurde mit Tablets, Aufnahmegeräten, Digitalkameras, zwei Trickfilmstationen mit Kamera, Licht und Schnittrechner, mit Apps zur Filmerstellung (iMovie, iStopMotion) und der Open-Source-Software eViacam (http://www.chip.de/downloads/eViacam_37095365.html).
Beteiligte
Teilnehmer_innen des Projektes waren 22 Jugendliche der 6. Klasse des Kleinen privaten Lehrinstituts Derksen Gymnasium (http://www.derksen-gym.de/) und ihre Lehrkräfte. Unter den Schüler_innen waren Jugendliche mit und ohne körperliche Einschränkungen bzw. mit unterschiedlichem pädagogischem Förderbedarf. Angeleitet wurden sie von einer Mitarbeiterin von Ökoprojekt MobilSpiel e.V., Mitarbeiter_innen des Projektes „Auf Herz und Rampen“ prüfen des Kreisjugendring München-Stadt (http://www.kjr-m.de/angebote-fuer-kinder-und-jugendliche/integrative-angebote/herzundrampen.html) und zwei Medienpädagoginnen.
Produkte und Veröffentlichung
Zum Stadtteilcheck und den Projekttagen wurde Presse und die Kinder- und Jugendbeauftragten des Bezirksausschuss des Stadtteils Hadern eingeladen. Das Projekt, die fünf Trickfilmsequenzen (www.youtube.com/watch?v=9iHP4YRZksQ&feature=youtu.be) und das Making-Off (www.youtube.com/watch?v=5E_HHPHigi0&feature=youtu.be) wurden auf youtube eingestellt. Außerdem wurden auf unserer Homepage (http://www.oekoprojekt-mobilspiel.de/themen-aktionen/mobilitaet/ausgetrickst-gemeinsam-barrieren-ueberwinden) und auf dem Kinderportal „Pomki“ (http://www.pomki.de/schau-mal/) über das Projekt berichtet. Wir konnten außerdem die Infoscreen GmbH als Kooperationspartner für dieses Projekt gewinnen, die die Trickfilme im November auf den Infoscreen-Leinwänden an den U-Bahnhaltestellen Münchens zeigten.
Ergebnisse und Resonanz
Für die Auswertung des Projekts wurden die Jugendlichen und Lehrkräfte mit Hilfe eines Fragebogens befragt. Die Jugendlichen fanden das Thema der Projektwoche sehr interessant. So war z.B. die Rückmeldung einer/s Schülers/in: „Ich finde es wichtig, sich über die Themen Behinderung und Barrierefreiheit Gedanken zu machen, weil man dann auch lernen kann, was man nicht oder besser machen sollte.“ Die Kinder fanden es auch toll, dass sie im Gespräch mit behinderten Menschen sehr viele Fragen stellen konnten. Bei der Frage, was hast du für dich Wichtiges in diesem Gespräch erfahren, wurde z.B. geantwortet: „Das man trotz Handicap viele Dinge machen kann, aber dass es auch noch sehr viele Dinge gibt, die man verbessern muss.“ Oder „dass Leute mit Behinderung genauso behandelt werden möchten wie Leute ohne Behinderung“.
Zudem meldeten sie zurück, dass ihnen gut gefallen hat, dass sie die Trickfilme und die Vertonung sehr selbstständig machen durften, und sie Spaß bei der Umsetzung der Filme hatten. Sie finden ihre Trickfilme sehr gut und fanden es schön, dass „viele ihre Trickfilme mochten“. Die beteiligten Lehrkräfte waren ebenfalls sehr von dem Projekt angetan. Sie fanden die Vorbereitung auf den Stadtteilcheck und den Stadtteilcheck gelungen. Die verwendeten Methoden und die Vermittlung von Inhalten waren ihrer Meinung nach gut an den Wissenstands der Schüler_innen angepasst. Die Trickfilmtage haben ihnen besonders gut gefallen und sie sind von den entstandenen Trickfilmen begeistert. Die Resonanz der Eltern und Mitschüler_innen auf die Filme, die beim Sommerfest präsentiert wurden, war ebenfalls durchweg positiv. Im Umgang mit den Medien hat sich gezeigt, dass viele Jugendliche natürlich über Erfahrungen in der Handhabung verfügen – zumindest bei Kameras und Tablets. Die Erkenntnis, dass Medien aber nicht nur zum Spielen geeignet sind, sondern gezielt für das Erstellen von Produkten (Making-Off, Dokumentation, Nachbearbeitung etc.) genutzt werden können und wie das genau funktioniert, haben sich die Jugendlichen im Laufe der Projektwoche erarbeitet. Die Projektziele wurden somit erfolgreich umgesetzt.
Bei der Fortführung des Projekts bzw. Planung neuer Projekte sollte man folgendes beachten: Obwohl mit einer inklusiven Klasse gearbeitet wurde, waren die Themen Barrierefreiheit und Inklusion wenig präsent. Eine Projektwoche, die inhaltlich und methodisch anspruchsvoll ist, sollte nicht am Schuljahresende durchgeführt werden, auch wenn die Lehrer_innen das oftmals aufgrund des bereits erfolgten Notenschlusses wünschen. Die Jugendlichen sind bereits im Ferienmodus und es fällt ihnen schwer, sich über längere Zeit inhaltlich mit einem konkreten Thema auseinander zu setzen. Trotz konkreter Vorabsprachen mit den beteiligten Lehrkräften kann es sein, dass nicht genügend Räume zur Verfügung stehen. Die Zusammenarbeit mit neuen Kooperationspartnern erfordert sehr viel Kommunikationsaufwand, den man ausreichend einplanen muss.