Loveseeds vs. Hatespeech
Trickfilmworkshop in der Pasinger Fabrik
In dem viertägigen Workshop haben wir mit 20 Schüler/innen ihre Erfahrungen in Online-Kommunikation diskutiert, analysiert und uns auf einen kurzen Leitfaden geeinigt. In ambitionierter Handarbeit sind fünf kurze Trickfilme enstanden, die dieses Thema näher aufgreifen.
Montag morgen 8.30 im Hof der Pasinger Fabrik. Lehrerin Lanz von der Peselmüller Mittelschule mit ihrer 5. Klasse steht bereit. Die Kinder haben gerade einen Handyführerschein gemacht und sind schon sehr gespannt. Als endlich alle Rucksäcke in der Ecke liegen und wir im Kreis am Boden sitzen, wird gesammelt. Wie kommunizieren die Kinder eigentlich im Internet? Welche Platformen nutzen sie und welche sozialen Medien? Die Liste ist lang. Auch wenn die Kinder erst 10, 11, 12 Jahre alt sind, sind sie digital aktiv, spielen Computerspiele, kommunizieren via Snapchat, facebook, instagram, Telegram, Signal oder Whatsapp. Email und SMS ist eher out, aber sie wissen, dass SMS nach vier Monaten gelöscht werden, alles andere bleibt auf ewig gespeichert. Aber was ist Internet-Kommunikation und wie unterscheidet sie sich von realer Kommunikation? … Moment, ist Internet-Kommunikation nicht auch reale Kommunikation? Die Kinder diskutieren und ergänzen sich. Es herrscht Unklarheit, bei welchen Computerspielen man live miteinander spricht oder ob man nur chatten kann. Wir reden und erzählen uns Augenblicke, in denen die Kommunikation nicht so gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt haben, in denen ein Bauchgefühl geblieben ist, das unangenehm ist, vielleicht sogar Konsequenzen daraus entstanden sind. Es geht um Cybermobbing, Hasskommentare unter Youtube Channels und Nachrichten, die an falsche Empfänger geschickt wurden. Wir einigen uns auf ein paar wichtige Regeln und am Ende steht unser Leitfaden:
Nachdem die Schüler/innen ihre persönlichen Erfahrungen mit verschiedensten Kommunikationsmedien schilderten, nahmen wir einige davon als Grundlage für die Geschichtenfindung. Dabei übersetzten die Jugendlichen (in fünf Gruppen) Situationen aus dem Internet metaphorisch ins alltägliche Hier und Jetzt, um die Absurdität von z.B Fakeprofilen, Online-Mobbing oder die Missachtung der Privatspäre zu verdeutlichen.
Um sich dem Trickfilmprozess anzunähern, sammelten die Jugendlichen Ideen, Skizzen und Farbspektren in Form von Mind Maps.
Am nächsten Tag ging es nach einer kurzen Morgenrunde direkt an die praktische Umsetzung. Mit Feder und Tusche wurden Figuren und Elemente gezeichnet, die mit Wasserfarben koloriert wurden. Es wurde geschnitten, geklebt und ausprobiert. Gestritten und Lösungen gefunden. Im Prozess veränderten sich die Geschichten immer wieder, verloren ihren Fokus und fanden ihn wieder.
Mithilfe der gratis App „Stop Motion Studio“ wurden Figuren und Hintergründe abfotografiert. Durch das schnelle Abspielen vieler Bilder hintereinander entsteht der Eindruck von Bewegung.
Während der Gruppenarbeit wurden die besprochenen Kommunikationsregeln gleich in die Praxis umgesetzt, denn ein Stopptrickfilm-Dreh ist Teamarbeit, die auch Auseinandersetzungen mit sich bringt.
Im Anschluss haben die Schüler/innen die Filme vertont und ein Voice over aufgenommen. Jetzt war es soweit: Unsere Filme waren fertig. Bereit sie einem Publikum zu präsentieren. Die Kinder waren angespannt und aufgeregt vor der Premiere. Füsse scharrend und flüsternd saßen sie vor der großen Leinwand. Nacheinander zeigten wir die fertigen Projekte. Es wurde geklatscht, gefeiert und die Gruppen gaben sich gegenseitig Feedback.